Lyrischer Sopran mit Jurastudium

■ taz-Serie über neue SchauspielerInnen und SängerInnen in Bremen / Heute: Die gebürtige Amerikanerin Kristen Strejc

Fast glaube ich es nicht, einer jungen Sängerin gegenüberzusitzen, die im Alter von 21 Jahren ihre erste Oper hörte – Verdis „Othello“. Und doch: Kristen Strejc hatte bis dahin im ländlichen US-Staat Wisconsin Trompete und Horn gespielt, im Oratorienchor gesungen, Kammermusik gemacht. Vom Singen war zunächst keine Rede. Statt dessen begann sie ein Jurastudium und lernte das Singen bloß nebenbei. Erst mit 25 Jahren traf sie die Entscheidung, es mit dem Beruf Sängerin zu versuchen. „Vorher habe ich mir das einfach nicht zugetraut“. Sie machte an der renommierten Indiana University School of Music ihren „Master“ und kam dann nach verschiedenen anderen Auszeichnungen mit einem Full-brightstipendium nach Deutschland. „Von diesem Land wußte ich fast gar nichts. Nur mein Lehrer hat mir von der Opernkultur im deutschsprachigen Raum erzählt“. Und dann, sagt sie, habe sie einfach Glück gehabt: 1994 und 1995 engagierte sie das Staddttheater St. Gallen, 1995 und 1996 das Landestheater Salzburg. Nach der Elvira in Mozarts „Don Giovanni“ oder der Gräfin im „Figaro“ ist sie jetzt als lyrischer Sopran nach Bremen verpflichtet worden.

Die 1964 geborene Sängerin hat sich viel Zeit für ihre Ausbildung gelassen, und folglich hält sie auch die Beherrschung der Gesangstechnik für das A und O. Man kann noch so gut singen können, doch „ohne Technik ist alles verloren“. Aber: „Nur singen nützt natürlich nichts, man muß etwas zu sagen haben, man muß unbedingt neben einer Regie auch ein eigenes Rollenkonzept haben“. Dieses Verständnis paßt zu Kristin Strejc: „Nach wie vor sind meine ersten Interessen Geschichte und Politik, und“, fügt sich schnippisch hinzu, „wenn das Singen nicht klappt, werde ich Juristin“..

Ihre Vorbilder sind die unvergeßliche Mirella Freni und Monserrat Caballé. Gefragt nach ihrer ersten Traumrolle, sagt sie: Mimi in „La Bohème“. Auf keinen Fall Wagner. „Dafür ist meine Stimme nichts“. Warum? „Sie ist nicht dunkel genug. Sie ist hell und brillant.“ Trotzdem wurde sie für die Eva in den „Meistersingern“ besetzt und steht mit der Micaela in Bizets „Carmen“ schon vor ihrer nächsten größeren Herausforderung. usl