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Ghali fordert Truppe für Zaire

■ Kinkel: Keine deutsche Beteiligung

Bonn (AP) – Deutschland wird sich nicht an einer internationalen Friedenstruppe für die seit bald einer Woche verdurstenden und hungernden Flüchtlinge in Ostzaire beteiligen. Das teilte Bundesaußenminister Klaus Kinkel seinem ruandischen Kollegen Anastase Gasana mit, der sich gestern in Bonn aufhielt.

Währenddessen hat sich auch der UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali für eine Entsendung einer internationalen Eingreiftruppe ausgesprochen. Vor allem Frankreich dringt seit Tagen auf eine gemischte europäische, amerikanische und afrikanische Truppe. Großbritannien, Spanien und mehrere afrikanische Staaten haben ihre Bereitschaft dazu signalisiert. Die USA sollen dazu eine schnelle Entscheidung fällen. Ob der UN-Sicherheitsrat dem Drängen nachgibt, war gestern noch unklar.

Die Lage der Flüchtlinge wird immer dramatischer. Mitarbeiter der internationalen Hilfsorganisationen fürchten, daß mittlerweile ein Massensterben eingesetzt hat. In Goma brachen gestern Hungerrevolten aus, als rund 1.000 Menschen ein UN-Lagerhaus plündern wollten. Die Tutsi-Rebellen feuerten Gewehrsalven in die Luft, um die Plünderer zu vertreiben. Um Goma wurde gestern wieder gekämpft. Die Front verläuft westlich von Goma. Hierhin haben sich das zairische Militär sowie die ruandischen Hutu- Milizen, die für den Genozid in Ruanda 1994 verantwortlich sind, zurückgezogen. Hinter der Front befinden sich auch die Flüchtlinge, über deren genauen Aufenthalt seit Tagen nichts mehr bekannt ist. Das UN-Flüchtlingshilfswerk warf der internationalen Gemeinschaft vor, nicht einmal Satellitenfotos zur Verfügung gestellt zu haben, um die Flüchtlinge zu lokalisieren. Es stünden genug Lebensmittel zur Verfügung.

Der ruandische Außenminister plädierte in Bonn für eine „neutrale Truppe“ unter vorwiegend afrikanischer Beteiligung. Er forderte die Bundesregierung auf, ihren Einfluß in Zaire geltend zu machen, um die Ausrottung lokaler Stämme zu verhindern. Tagesthema Seite 3

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