■ Querspalte: Ratzinger will Jesus werden
Ob Joseph Kardinal Ratzinger heimlich Charles Baudelaire liest und bewundert? Es sieht ganz so aus, denn Ratzinger hat kosmetische Korrekturen des Katholizismus wie die Lockerung des Zölibats und die Zulassung von Frauen zum Priesteramt erfreulich klar als drittrangig zurückgewiesen.
Und die böse Blume Baudelaire schrieb: „Ich war immer erstaunt, daß man Frauen in die Kirche hineinläßt. Welche Gespräche können sie mit Gott führen?“
Nicht so tiefe wie Kardinal Ratzinger, der „die tragischen Ereignisse dieses Jahrhunderts wie Nationalsozialismus, Stalinismus und die aktuellen Katastrophen wie in Afrika“ auf einen „Mangel an Gottesfurcht“ zurückführt und deshalb alle Kanzelredner des Landes auffordert, „mehr vom ewigen Leben und von Gottes Gericht“ zu predigen. Und einen schönen, guten Rat hat er natürlich auch parat: „Die erste Reform, die wir brauchen, ist die, der Botschaft Jesu Christi treuer und ähnlicher zu werden.“
Ah ja:
Ratzinger will Jesus werden / nicht erst im Himmel, nein: auf Erden. / Wer aber war der Lattenjupp? / Die Nummer eins im Gottesclub? / War Jesus Gottes elfter Finger / weil sich das reimt auf Ratzinger? / War er der Botschaft ihr Verbreiter / als Gottes Steh- und Samenleiter? / War der Mann nun Gottes Sohn / oder seine Erektion? / Die mit Metaphern um sich warf / denn schöne Sprache macht uns scharf? / War Jesus auch ein Freund der Qual / wie heute Joseph Kardinal? / Der Übelfinger ratzt durchs Land: / Euer bißchen Restverstand / sollt ihr in die Tonne treten / Ihr sollt nicht denken, ihr sollt beten! / Doch ich sage nur: Wohlan – / Ratzinger, geh du voran! / Willst du sein wie Jesus Christus / Nimm den Hammer, und dann bist du's! / Vergiß die langen Nägel nicht / denn du bist kein Leichtgewicht. / Schön zu sehn für alt und jung / ist die Eigenkreuzigung / Schon in drei Tagen bist du schlaff
Bis dahin grüßt dich
Drostes Wiglaf
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