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Er soll, und er will

■ Die SPD treibt ihn auf die Spitze: Der Bürgermeister soll Bürgermeister bleiben

Henning Voscherau soll, so beschloß der Landesvorstand der Sozialdemokraten am Montag abend „einmütig“, Bürgermeister bleiben. Zumindest soll er es zu bleiben versuchen und zwar als Spitzenkandidat der SPD bei der nächsten Bürgerschaftswahl, die voraussichtlich im September nächsten Jahres stattfinden wird.

Es sei „keine Selbstverständlichkeit“, spreizte sich Voscherau ob dieses Vorstandsbeschlusses, „sondern eine Ehre und Verpflichtung“, erneut zum Top-Sozi ernannt worden zu sein. Umso mehr, als die kommende Wahlperiode „die Brücke ins nächste Jahrhundert“ bilde. Deren Grundpfeiler sei „der Arbeitsplatz Hamburg“, gemauert aus der Kraft von Wirtschaft und Beschäftigung und der Sanierung der öffentlichen Finanzen. Wie er all das schaffen will, verriet Voscherau nicht.

Aber er versprach, für diese Ziele bereitzustehen, „wenn auch die Hamburger SPD dazu bereit ist“. Eine kaum verhohlene Aufforderung an die Parteilinke, mit rotgrünem Liebäugeln den Standort Hamburg nicht zu gefährden. Die Frage möglicher Koalitionen stelle sich erst nach der Wahl. Bei ihrer Beantwortung, so beschloß der Landesvorstand, werde „die Empfehlung des Spitzenkandidaten eine wichtige Orientierung bieten“; die Entscheidung selbst treffe die Partei „anhand der Interessen der Stadt“. Und diese definiert in der Hamburger SPD seit mehr als acht Jahren der Bürgermeister.

Im Klartext: Voscherau darf sich, auch wenn er keine absolute Mehrheit für die SPD einfahren sollte, seinen Koalitionspartner selbst aussuchen. Sollte sich gegen dessen Votum etwa Widerspruch regen, würde der Gang an die Basis folgen: Dann müßte das Parteivolk in einer Art Urabstimmung dem Spitzenkandidaten den Rücken stärken. smv

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