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„Ein gesamtpolizeiliches Problem“

■ Langenhorner Polizisten verprügelten Ausländer - PUA ermittelt

Der PUA Polizei wird sich nicht nur mit ausländerfeindlichen Übergriffen in den sogenannten „Brennpunktrevieren“ an der Kirchenallee, Lerchenstraße oder dem Kiez befassen, sondern auch Übergriffe im Langenhorner Revier 34 am Wördenmoorweg untersuchen.

Ende der achtziger Jahre hatten sich Hinweise verdichtet, daß dort Ausländer von sechs Beamten der A-Schicht „systematisch zusammengeschlagen“ wurden. Laut „Spiegel“ hatte – wie sich erst jetzt herausstellte – bereits im Mai 1990 der „Bürgernahe Beamte“ (BünaBe) Michael F. in einem 19seitigen Papier seine Vorgesetzten über die Vorfälle informiert. Darin berichtete er, daß sich einer der Schläger nach der Tat gerühmt habe: „Gestern haben wir einen Ausländer aufgemischt... Ich wollte, daß das Schwein schreit, aber der war zu stolz dafür, das hat mir imponiert.“

Ähnliche Vorwürfe erhob auch eine Polizei-Angestellte der Wache 34. „Ich hörte und las in den Berichten, daß die Festgenommenen ständig über die Schwelle der Wache stolperten. Die Kollegen ,konnten sie leider nicht mehr festhalten', sie schlugen dann auf dem im Raum stehenden Tisch auf und verletzten sich erheblich.“

Für seine Courage mußte Michael F. büßen. Während seiner Aussage vor der polizeiinternen Ermittlungsgruppe „PS3“, so der „Spiegel“, sei er unter Drohungen genötigt worden, die Aussage zurückzuziehen. Seine Kollegen denunzierten den BünaBe als „Nestbeschmutzer“ und „schwule Sau“, bewarfen sein Haus mit Eiern und ließen die Luft aus den Reifen seines Pkws – die Angestellte titulierten sie als „faule Kuh“.

Die Verfahren gegen die beschuldigten Beamten wurden eingestellt. Der damalige Revierführer Walter Tragmann wurde allerdings später gefeuert. Er stand im Verdacht, die Übergriffe seiner Leute gedeckt zu haben, weil er von ihnen wegen eines Fahrerfluchtdelikts erpreßt worden sein soll.

Im Herbst 1994 – im Zuge der von Justizsenator Klaus Hardrath angeordneten Überprüfung sämtlicher Polizeiverfahren – bekleckerte sich die inzwischen aufgelöste „PS3“ abermals nicht mit Ruhm. Laut GAL-Abgeordnetem und Polizisten Manfred Mahr wurde die Angestellte zwar vernommen, der BünaBe jedoch bis heute nicht. Das wird demnächt der PUA Polizei nachholen. Mahr: „Der gesamte Sachverhalt zeigt, daß die vielfach beklagten ,strukurellen Defizite' nicht nur die Wachen 11 und 16 betreffen. Es handelt sich um ein gesamtpolizeiliches Problem.“

Kai von Appen

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