Das Portrait
: Squash-Missionarin aus Parsdorf

■ Sabine Schöne

Sie ist 22 Jahre alt, und sie ist die unangefochtene Nummer eins im deutschen Frauen- Squash. Neunmal wurde sie deutsche Einzelmeisterin, ein Ende ist nicht in Sicht. Mit wem soll sie trainieren, wo Match-Erfahrungen sammeln, wenn zu den deutschen Frauen großer Abstand klafft? Seit einem Jahr spielt Sabine Schöne in der zweiten Männer-Bundesliga. Es hat ein bißchen Energie gekostet, die Liga davon zu überzeugen – aber nur bei den Herren meint sie, die nötige Erfahrung sammeln zu können, um ihrem großen Ziel näherzurücken: 1998 bei den WM in Stuttgart will sie ganz oben sein.

Eine Frau bei den Männern? „In England und Australien ist das ganz normal“, sagt sie, „alle Weltklassespielerinnen sind in der Herrenliga. Ich hab dann gedacht: Na gut, wenn's dumm läuft, verlier' ich alle vierzig Spiele, wenn's gut läuft, kann ich einige Spiele gewinnen.“ Letzteres gelang. Sie gewann für die Parsdorf Indians sechs und verlor sechs Spiele, bis sie sich verletzte. Im nächsten Jahr will sie zurück in die Frauen-Bundesliga. Und wenn sie dort auf Position eins spielt, kann sie sich regelmäßig mit der Australierin Sarah Fitz-Gerald messen, der Weltmeisterin, die für den SV Herford spielt. Bei den German Masters am vergangenen Wochenende hatte Schöne gegen Fitz-Gerald keine Chance, sie verlor im Halbfinale glatt in drei Sätzen. „Macht nichts, ich kann nur lernen“, sagt sie, und bei der „Players Night“ am Abend merkte niemand, ob sie nicht doch enttäuscht war. Ein Schwätzchen hier, ein Weizenbier da – die Weltranglistenachte ist fröhlich – und beliebt.

Schöne spielt seit 16 Jahren Squash. Ihr älterer Bruder hatte mit sechs angefangen, in der Anlage der Eltern zu spielen. Er sammelte schon als Kind internationale Erfolge. „Da war ich immer neidisch, aber meine Eltern haben gesagt: Nicht vor dem sechsten Lebensjahr.“

Am sechsten Geburtstag betrat Sabine Schöne den Court. Sie schloß die Realschule ab – seither gibt es für sie nur noch Squash. Es wurmt sie, daß Squash immer noch als Randsportart gilt. So hat auch ihr Ziel, Nummer eins der Welt zu werden, durchaus missionarischen Carakter: „Ob das Tennis mit Becker/Graf war oder Schwimmen mit van Almsick – es wurde immer erst mal ein Weltmeister gebraucht, bis die Deutschen darauf reagieren.“ Bernd Pickert