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Das PortraitSchnell, skrupellos und machtbewußt

■ Chavalit Yongchaiyudh

Der thailändische Karrieresoldat und Politiker Chavalit Yongchaiyudh hat nie daran gezweifelt, daß er einmal Regierungschef werden würde. Jetzt hat er es geschafft: Mit hauchdünnem Vorsprung gewann seine Partei der Neuen Hoffnung am Sonntag die Parlamentswahlen. Noch in der Wahlnacht suchte sich der 64jährige Koalitionspartner – und präsentierte den verdatterten ThailänderInnen eine regierungsfähige Mehrheit, bevor das Endergebnis feststand.

Schnelligkeit und Skrupellosigkeit gehören zur schillernden Persönlichkeit des ehemaligen Armeechefs ebenso wie ein ausgeprägtes Machtbewußtsein. Er müsse endlich Premierminister werden, sagte Chavalit während des Wahlkampfs, denn er habe hinter den Kulissen „35 Jahre dafür gesorgt, daß andere den Posten kriegen“.

Der Exgeneral kämpfte in den sechziger Jahren in Südvietnam. Bekannt wurde er später, als er mithalf, den sogenannten kommunistischen Aufstand in Thailand durch Verhandlungen zu beenden: Oppositionelle, die in den siebziger Jahren in den Dschungel geflohen waren, wurden amnestiert.

Im mächtigen Militär Thailands, das seit dem Ende der absoluten Monarchie vor 64 Jahren 17mal geputscht hat, gehörte Chavalit zur Fraktion der „Demokratischen Soldaten“. Ihre Vision: eine „gelenkte Demokratie“, in der die Armee eine führende Rolle spielt, aber die Modernisierung des Landes nicht behindert.

Dabei durften die Militärs nach Ansicht Chavalits gerne reich werden: Er selbst und seine Famile sollen engste Geschäftskontakte zu Kambodschas Roten Khmer, Birmas Generälen und „einflußreichen Personen“ (thailändische Umschreibung für Mafiosi) pflegen. Gleichzeitig wandte sich Chavalit gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich.

In den vergangenen zwei Regierungen war er Vizepremier und zuletzt auch Verteidigungsminister. Das Amt nutzte er, um loyale Offiziere in hohe Positionen zu befördern und sich so ihre Unterstützung für die Zukunft zu sichern. Im Wahlkampf warfen Opposition und Wahlbeobachter Chavalits Partei vor, besonders heftig politische Gegner bestochen und Wählerstimmen gekauft zu haben. Doch gesiegt hat er nicht deshalb allein: Für die armen Bauern im Nordosten Thailands verkörpert er die Hoffnung auf ein bißchen mehr Geld und ein besseres Leben. Jutta Lietsch

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