: Offener Machtkampf
■ Serbische Opposition tritt wegen der Kommunalwahl in den Hungerstreik
Belgrad (AP/taz) – Nach den Kommunalwahlen in Serbien bereitet sich die Opposition auf einen Machtkampf mit der Regierung vor. 60 der 71 Oppositionsabgeordneten im Parlament traten am Mittwoch in einen Hungerstreik, um die Anerkennung der teilweise annullierten Kommunalwahlergebnisse zu erzwingen. Ihr Sprecher Goran Vesić erklärte dem Belgrader Radiosender B92, sie wollten so lange keine Nahrung zu sich nehmen, bis die Sozialisten die Ergebnisse in den Gemeinden anerkennen.
Unter den Hungerstreikenden im Belgrader Parlamentsgebäude befindet sich auch Oppositionsführer Vuk Drasković. Dieser verlas einen Appell, die Rathäuser zu besetzen, eine neue Verwaltung einzurichten und diese zusammen mit der Bevölkerung zu verteidigen. „Ihr habt die Wahlen gewonnen, und nun müßt ihr euren Sieg verteidigen!“ forderte Drasković in einem äußerst dramatisch gehaltenen Aufruf. Am Mittwoch abend versammelten sich etwa 5.000 Menschen vor dem Parlamentsgebäude, um den Abgeordneten ihre Solidarität zu bekunden. Polizeikräfte standen in Bereitschaft.
Bei der Wahl am Sonntag hatten die Sozialisten und die mit ihnen verbündete Jugoslawische Linke in den großen Städten empfindliche Verluste hinnehmen müssen. Das Oppositionsbündnis Zajedno siegte in 44 Städten. Die Sozialistische Partei reklamierte den Sieg in 134 kleineren Gemeinden. In Niš, wo die Wahl von 19 der 70 Stadtratssitze annulliert wurde, demonstrierten 20.000 Menschen für die Anerkennung der Ergebnisse. In Belgrad räumte die Wahlkommission den Sieg des Oppositionsbündnisses ein, erklärte aber die Wahl von 10 der 110 Sitze für ungültig. Die Nachwahl soll am 27. November stattfinden.
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