: „Längere Praktika sind billiger"
■ Mit den Milliardeneinsparungen der Arbeitsämter kommt die „Fortbildung light“
Noch ist nicht heraus, wie der Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit (BA) für 1997 am Ende wirklich aussehen wird. Aber eins ist klar: Es gibt weniger für berufliche Bildung und weniger für ABM. Welche Folgen das hat, dazu befragte die taz Volker Dähne, Abteilungsleiter für Arbeitsförderung beim Landesarbeitsamt Sachsen- Anhalt/Thüringen.
taz: Eine Milliarde Mark weniger für Umschulung und Fortbildung, Kürzungen bei ABM. Wieviel Geld müssen Sie einsparen?
Volker Dähne: Ich beteilige mich nicht an Spekulationen. Wir werden 1997 natürlich nicht so viele Arbeitslose fördern können wie in diesem Jahr. Aber wir müssen bei der Bewilligung der Umschulungs- und Fortbildungsmaßnahmen mehr als bisher darauf achten, inwiefern sie die Chancen des Arbeitslosen auf dem ersten Arbeitsmarkt erhöhen.
Welche Kriterien legen Sie an?
Jetzt klafft doch noch eine Lücke zwischen dem, was wir fördern und dem, was der Markt braucht. Bei der Auswahl der Teilnehmer müssen wir stärker darauf achten, was der einzelne mitbringt. Bei den Fortbildungsmaßnahmen müssen wir auch dazu kommen, daß sie nicht unbedingt zwölf Monate dauern müssen. Vielleicht reichen auch neun Monate.
Das hört sich an, als wenn Ihr Etat bisher sehr üppig gewesen wäre.
Man schärft den Blick, wenn bestimmte Notwendigkeiten sich deutlicher abzeichnen. Wir müssen auch längere Praktika anbieten. Diese machen die einzelne Maßnahme preiswerter. Wir können bei einer Förderung von zwölf Monaten maximal neun als Praktikum einsetzen. Das ist billiger, als die Leute theoretisch auszubilden, und ich bekomme mehr Leute unter.
Heißt das, künftig gibt es nur noch Fortbildung „light"?
Die Qualität der Ausbildung soll nicht leiden. Wir müssen flexibel bleiben, auch indem wir andere Gelder, etwa EU-Mittel, mit dem Geld der Bundesanstalt für Arbeit kombiniert einsetzen.
Werden die Budgetreduzierungen für den Osten schwerer zu verkraften sein als für den Westen?
In den vergangenen Jahren wurde Ostdeutschland überproportional bei den Geldern für Umschulung und Fortbildung bedacht. Wir haben doch in den vergangenen Jahren mehr als genug im Osten an Bildung getan. Wenn der Arbeitsmarkt nicht anspringen will, bringe ich all die gebildeten Leute doch gar nicht unter.
Die ABM-Mittel sollen ebenfalls gekürzt werden. Wie wollen Sie damit fertig werden?
Wenn das Gesetz durchkommt und die ABM-Vergütung nicht mehr 90, sondern 80 Prozent beträgt, ergibt sich ja schon eine Mittelreduzierung, die uns gemessen an der Anzahl der ABM keine Lücke bringt. Ich gebe ja weniger für den einzelnen aus. Wir müssen auch weitaus mehr die Möglichkeit der Teilzeit-ABM berücksichtigen. Etwa die 30-Stunden-Woche sollten wir für ABM als Ziel nehmen. Dadurch kann ich mehr Leute fördern. Interview: Annette Rogalla
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