Reiner Darm bei Rieger

■ Auf dem Landgut des Neonazi-Anwalts soll es bald wieder esoterisch zugehen

Auf dem Programm stehen so erfreuliche Dinge wie Gewebeentsäuerung, Yoga und Darmreinigung. In dem Herrenhaus im mittelschwedischen Sveneby, das der Hamburger Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger im vergangenen Jahr für zwei Millionen Mark erwarb, soll es ab Silvester ganz esoterisch zugehen. Zum zweiten Mal startet der 50jährige Jurist den Versuch, seine Finanzen durch die Beherbergung weltabgewandter Sinnsucher und Gesundheitsapostel aufzubessern.

Mit einem 12tägigen Kurs über den Jahreswechsel soll der Startschuß fallen für Seminare über Yoga und Azidose-Therapie, auch Vorträge über die „Ordnungsgesetze des Lebens“ stehen auf dem Programm. Die Kosten betragen pro TeilnehmerIn inklusive Unterkunft und Verpflegung 1150 Mark.

Bereits vor einem Jahr hatte Riegers Ex-Lebensgefährtin Theda Ites zusammen mit der Reiki-Lehrerin Barbara Simonsohn auf dem 650 Hektar großen Landgut auf der Mitte zwischen den beiden großen Seen Vänern und Vättern ähnliche Heil-Praktiken angeboten. Nachdem der Name des „Seminarhotel“-Besitzers in der taz publik gemacht worden war, scheiterte das Projekt. Nun macht Theda Ites einen zweiten Anlauf – diesmal zusammen mit dem Hamburger Heilpraktiker Jan Dierk Fahning.

Damit, daß ein guter Teil der Seminargebühren in Riegers Taschen fließen, hat Heilpraktiker Fahning „keine Probleme“. Nach eigenem Bekunden hat der Nazi-Anwalt zur Zeit finanzielle Probleme, da seine schwedische Rinderzucht ihm sechsstellige Verluste eingebracht habe. Auch das Projekt, in seiner schwedischen Villa 18 „junge deutsche Familien“ anzusiedeln, um dort „in unberührter Landschaft nach eigener Art, unbeeinflußt von Umerziehung und Überfremdung“ zu siedeln, ist nicht weit gediehen.

„Wenn Rieger so leben möchte, bitte!“, meint Fahning, der schon sechs Wochen auf dem Gut verbrachte, wo aber „nichts los“ sei. Wie Theda Ites versteht er die ganze Aufregung nicht und hebt das gemeinsame „positive Interesse“ an dem Projekt hervor. Außerdem hege er grundsätzlich eine „neutrale Einstellung“. Na dann.

Marco Carini / Andreas Speit