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Betteln, bis der Widmann ging: Rücktritt des FDP-Chefs

Mit einer Führungskrise hatte sich die Hamburger FDP vor vier Wochen auf der politischen Bühne zurückgemeldet. Jetzt wird nach einem peinlichen, aber vielbeachteten Auftritt wieder Ruhe einkehren: Gestern kündigte der umstrittene Parteichef Hans-Joachim Widmann (62) seinen „unwiderruflichen“ Rücktritt an. Er kam damit einem Mißtrauensantrag zuvor, über den die FDP auf einem Sonderparteitag hätte abstimmen müssen.

„Jesus hat jedenfalls nicht gebettelt“ und „Bischöfin Jepsen soll mir erst mal nachweisen“, daß die Bibel Bettler ehrt, hatte der FDP-Parteichef sich in den Streit um die „drohende Unwirtlichkeit der Stadt“ eingemischt und eine „Bettler-Steuer“ gefordert. Nun wird er viel Zeit haben, um sich mit der Bibel zu befassen. Daß seine Mitarbeit in der Partei noch erwünscht ist, scheint ausgeschlossen.

Die Krise in der um Wiedereinzug in die Bürgerschaft bemühten FDP ist damit vorerst beendet. Neuwahlen wird es dennoch nicht geben. Bis zum März wird Widmanns Stellvertreterin, Hedda Guhr, die Geschäfte weiterführen und „befreit und ohne weitere Spannungen“ die Kräfte auf den „bevorstehenden harten Wahlkampf“ konzentrieren. Damit dürfte auch Widmann-Kritiker Arnd Brummer als Spitzenkandidat wieder im Gespräch sein. Der Chefredakteur des Deutschen Sonntagsblattes und FDP-Hoffnungsträger hatte nach der Bettelsteuer-Affäre seine Bereitschaft zunächst zurückgezogen. Jetzt aber werden die Karten neu gemischt. sim

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