: Verwirrung zum Mitsingen
■ Zweispältiges Märchenmusical „Arriman II“ von Aprillfrisch/MäGäDäM auf Kampnagel
Ein Kindermusical kann seinen Zuschauern auch gefallen, wenn es viele Fragen aufwirft, ohne sie zu beantworten. Das jedenfalls gilt für Arriman II – Die Rückkehr des Bösen, das trotz komplizierten Inhalts beim jungen Publikum ankam.
Während es im ersten Teil des „schaurig-schönen Märchenmusicals“ noch ganz einfach darum ging, den Zauberer Arriman unter die Haube zu bringen, hat sein elfjähriger Nachfolger und Hauptfigur der Fortsetzung Ferdinand Fratz (Andrea Bongers) in Arriman II dreifach zu kämpfen: Erstens muß er die verstreuten Teile eines versteinerten Zaubermantels finden, um die Macht über das von Arriman geerbte Reich der Finsternis zu übernehmen. Zweitens soll sein Schloß abgerissen werden und drittens wehrt sich Fratz gegen die Hexe Madame Olympia.
Jeden dieser Konflikte arbeitet die Gruppe MäGäDäM/Aprillfrisch so gründlich heraus, daß sich die Handlungsstränge am Ende eher verheddern, als zusammenzulaufen. Als Fratz den Zaubermantel zusammengesetzt hat, scheint beispielsweise auch der drohende Abriß des Schlosses abgewendet – wieso, wird nicht wirklich klar.
Was die Zuschauer bei der Premiere auf Kampnagel zu sehen bekamen, war mehr auch Theater als Musical: statischer und weniger stimmungsgeladen als Arriman I. Für arrimanische Stimmung beim Publikum sorgten dann auch hauptsächlich Figuren aus dem ersten Teil: Die schrulligen Hexen Amalie und Edith beispielsweise, die im ihrem Suppentopf alles kochen, was eklig ist. Zwischendurch meldet sich Arriman (Jo Jakobs) persönlich von der Côte d'Azur zurück, um seinem Zauber-Nachfolger Mut zu machen.
A propros Zaubern: Arriman II ist durchsetzt mit einfacher, aber verblüffender Technik. Fratz zündet mit einem Fingerzeig Bücher an oder bringt die Kiefer von Totenschädeln zum Klappern, das alles begleitet von Rockmusik in bewährter MäGäDäM-Manier: mitreißende Melodien und originelle Texte, die zum Mitsingen einladen würden, säße man nicht im Theater. Angesichts der Handlung hätten es ruhig ein paar Lieder mehr sein dürfen. Judith Weber
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