: Krise bei Bankgesellschaft: Grüne fordern Aufklärung
■ Risikorücklage auf 2,2 Milliarden Mark erhöht. Zwei Vorständler zurückgetreten
Rückhaltlose Aufklärung über die Risikogeschäfte der Bankgesellschaft Berlin hat gestern die Finanzexpertin der Bündnisgrünen, Michaele Schreyer, gefordert. Um die am Wochenende bekanntgewordene Krise der Bankgesellschaft und die Auswirkungen für das Land Berlin zu klären, müsse noch in dieser Woche der Beteiligungsausschuß des Abgeordnetenhauses zusammentreten. Am Freitag abend hatte der Aufsichtsrat des sechstgrößten deutschen Geldinstitutes, zu dem auch die Landesbank Berlin, die Berliner Bank und die Berliner Hyp gehören, bekanntgegeben, daß die beiden Vorstandssprecher Hubertus Moser und Wolfgang Steinriede vorzeitig zum 31. Dezember aus ihrem Amt scheiden. Für sie soll der frühere Chef der Hornbach-Baumärkte, Wolfgang Rupf, das Amt übernehmen. Außerdem wurde bekannt, daß die Rückstellungen für Kreditrisiken bis zum Jahresende auf 2,2 Milliarden Mark erhöht wurden.
Dies war die zweite Zurückstellung binnen kürzester Zeit. Erst im September waren 819 Millionen Mark für drohende Kreditausfälle bereitgestellt worden. Zu den Risiken der Bankgesellschaft sollen neben Firmenkrediten auch Immobilienausfälle von einer Milliarde Mark bei der Berliner Bank gehören.
Michaele Schreyer erinnerte in diesem Zusammenhang daran, daß die Fusion zur Bankgesellschaft vor zwei Jahren ausdrücklich dem Zweck gedient habe, in das Immobiliengeschäft einzusteigen. Dabei sei von Anfang an klar gewesen, daß mit dem Kapital der Landesbank Berlin, zu der auch die Sparkasse gehört, für die Geschäfte der Bankgesellschaft mit gehaftet werde. Der SPD-Haushaltsexperte Klaus Wowereit bezeichnete unterdessen die Umbildung des Bankgesellschaft-Managements als längst überfällig. Es sei auffällig, daß die Berliner Bank bei fast jeder Pleite immer dabeigewesen sei, sagte Wowereit. Der finanzpolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, Volker Liepelt, äußerte die Erwartung, die Bankgesellschaft werde ihr Versprechen einlösen, die Dividende beizubehalten. Doch nicht nur durch ein mögliches Ausbleiben der Dividende droht dem Land finanzieller Schaden. Wie Finanzexpertin Schreyer sagte, müsse das Land bei einer Rückstellung von 2,2 Milliarden Mark auch auf die Steuereinnahmen der Bankgesellschaft verzichten. wera
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