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Mauss: Vertrag geplatzt

■ Kolumbianische Meldebehörde zieht Millionen-Auftrag für Siemens zurück

Bogotá (taz) – Wie das Leben so spielt: Vor zwei Wochen verkündete die kolumbianische Einwohnermeldebehörde höchst offiziell, in der zweijährigen Ausschreibung zur Modernisierung des Melderegisters habe Siemens die Nase vorn. Am selben Tag jedoch wurde ein Brief bekannt, den Werner Mauss bei seiner Festnahme in Medellin bei sich führte. Darin wird Jorge Serpa, in der Behörde federführend beim 93-Millionen- Dollar-Projekt, mit einem „gelungenen Geschäft“ in Verbindung gebracht. Eduardo Mestre, ein derzeit in Untersuchungshaft einsitzender Ex-Senator, bat Mauss um 50.000 Dollar.

Wenn auch der Erlanger Elektronikmulti nicht genannt wird und Mestre sogleich von einer Fälschung sprach: Der Verdacht, Siemens habe dem Zuschlag durch die Zahlung von Schmiergeldern nachgeholfen, war nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Prompt trat Serpa, ein Vetter des Innenministers Horacio Serpa, zurück.

Nach zehntägigem Tauziehen hat nun die Einwohnermeldebehörde beschlossen, das Projekt neu auszuschreiben. Offizielle Begründung: Die letzten Enthüllungen über die Verbindung Siemens- Mauss hätten die „Glaubwürdigkeit, Transparenz und Objektivität“ der Ausschreibung beeinträchtigt; jeder denkbare Verdacht bedeute „eine Bedrohung für die nationale Sicherheit und Souveränität Kolumbiens“. Zuvor hatte der Ex-Vizepräsident Humberto de la Calle das gesamte Projekt als „zu teuer und unnötig“ kritisiert.

Während eine Stellungnahme von Siemens noch aussteht, hat ihr stärkster Konkurrent, der US- Konzern Unisys, bereits wortstark gegen die Entscheidung der Meldebehörde protestiert. Danach habe Siemens den vorgegebenen Finanzrahmen um mindestens 15 Millionen Dollar überzogen, während die Disqualifizierung von Unisys aus fadenscheinigen Gründen erfolgt sei. Außerdem sei es ungerecht, daß die Mauss-Affäre auch auf Kosten der Siemens-Konkurrenten gehe.

In der Tat häufen sich die Hinweise auf eine rege geschäftliche Tätigkeit des Ehepaars Mauss in Sachen Siemens. So wurde bei ihnen die Visitenkarte eines hohen Funktionärs der Meldebehörde gefunden. Besonders aktiv waren sie seit Jahren im Zusammenhang mit dem Milliardenprojekt der Medelliner S-Bahn, die vor einem Jahr in Betrieb genommen wurde. Dabei ging es um Entschädigungen in Millionenhöhe an das deutsch-spanische Konsortium MetroMed mit Siemens als wichtigstem Teilhaber. Mauss sei überzeugt – so sein Anwalt Abraham Casallas –, es sei ihm zu verdanken, daß die S-Bahn heute schon funktioniere. Gerhard Dilger

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