: Pro und contra Button
■ Bürgerschaft debattierte über die Schließung des Hafenkrankenhauses
In der gestrigen Bürgerschaftssitzung gab es nur noch zwei Sorten Abgeordnete: solche mit und solche ohne Button zur Rettung des Hafenkrankenhauses. „Bundesgesundheitsminister Seehofer treibt die Krankenkassen an den Rand des Ruins, die ihrerseits die Krankenhäuser an den Rand des Ruins treiben“, wies die SPD-Gesundheitspolitikerin des Senats und Soziologin Helgrit Fischer-Menzel (ohne Button) jegliche Schuld an der bevorstehenden Schließung des Hafenkrankenhauses weit von sich.
„Unterlassungssünden“ und „Flickschusterei“ warf der grüne Gesundheitspolitiker und Arzt Peter Zamory (mit Button) dagegen der SPD vor. Es habe schon lange Einsparungsmöglichkeiten in den Krankenhäusern gegeben, bewies er den unbedingten Sparwillen aus der GAL. Die Mitarbeiter des Hafenkrankenhauses hätten Konzepte erarbeitet, um dort eine Ambulanz, ein Hospiz und eine psychiatrische Tagesklinik zu errichten, die sich jedoch angesichts der Sparbeschlüsse als „Makulatur“ erwiesen hätten.
105 Millionen Mark muß der Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) 1996 und 1997 einsparen, 1.500 bis 1.800 Stellen sind dadurch gefährdet. In der Klinik auf St. Pauli werden rund 16.000 Menschen im Jahr behandelt, 12.500 davon ambulant. Diese hohe Zahl, bedingt durch „Nasenbeinbrüche oder andere Verletzungen, wie sie im Stadtteil passieren“, so SPD-Gesundheitspolitikerin und Hausfrau Petra Brinkmann (ohne Button), soll nach dem Willen des Senats in einer Ambulanz „im Herzen St. Paulis aufgefangen“ werden.
Der CDU-Gesundheitspolitiker und Arzt Sieghard Carsten Kampf (mit Button) verwies darauf, daß die Behandlungskosten im Hafenkrankenhaus um 200 Mark niedriger seien als in anderen Kliniken. „Es steht zu befürchten, daß die Menschen in St. Pauli in Gefahr sind, unversorgt zu bleiben“, warnte hingegen Zamory. Überdies schreibe das Hafenkrankenhaus schwarze Zahlen – „und wird dafür bestraft“. Ulrike Winkelmann
Die Gewerkschaft ÖTV und die Grünen rufen auf zur Demonstration am 11. Dezember, 16.30 Uhr, ab Hafenkrankenhaus.
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