Kommentar: Togo geht alle an
■ Bremens Name steht auf dem Spiel
Bremen hat einen guten Namen – wenigstens in Togo, der früheren deutschen Kolonie. Das ist ein Verdienst der Norddeutschen Mission, die dort gute Arbeit leistet.
Wenn nun Togoer, die im Vertrauen auf die Mission und den guten Namen in unsere Stadt gekommen sind, hier schlechter behandelt werden als in Bayern und keine Duldung erfahren, dann ist dies ein Politikum – und darf nicht hinter verschlossenen Türen viel zu kleiner Gerichtssäle ausgehandelt werden. Was mit dem Togoern aus Bremen passiert, geht alle an. Abgrundtiefes Mißtrauen gegenüber den Richtern ist offenbar und allemal geboten, wenn es stimmt, daß Bremer Richter es ablehnen, sich mit dem Sachverstand von Mitarbeitern eben dieser Norddeutschen Mission, die jahrelang in dem Land gelebt haben, auseinanderzusetzen. Daß die Richter ihren Sachverstand über Togo nicht öffentlich nachweisen müssen, ist in der Unabhängigkeit der Gerichte begründet. Das darf aber nicht dazu führen, daß mögliche Begründungen für ihre Entscheidung im Verborgenen bleiben. Bremen braucht einen politischen Kongreß, in dem öffentlich beraten werden kann. Die Kirchen sind herausgefordert, das Vertrauen, das die Norddeutsche Mission für Bremen erarbeitet hat, zu verteidigen. Auch Parteien könnten einmal über den Tellerrand innerbremischen Gezänks hinausgucken und zur politischen Willensbildung beitragen. Klaus Wolschner
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