Klangfarben für Grauschöpfe

■ Ralph Towners Stammband „Oregon“ gastierte im KITO

Bald können sie ihr 25jähriges Dienstjubiläum feiern: Seit den frühen 70er Jahren spielen Ralph Towner, Glen Moore und Paul McCandles in der Band „Oregon“ zusammen, und die einzige personelle Veränderung in dieser Zeit wurde durch tragische Umstände erzwungen. Der Perkussionist und Sitarspieler Collin Walcott starb bei einem Autounfall, und nachdem Trilok Gurtu eine Zeitlang mit der Band trommelte, entschied sich die Urbesetzung Anfang der 90er Jahre, als Trio weiterzuspielen.

Natürlich änderte sich der Sound der Gruppe dadurch erheblich. Nicht nur, weil ohne Drummer alle Stücke noch ruhiger und elegischer fließen; auch die weltmusikalischen Klangmalereien, die Walcott und später Gurtu auf ihren vielen exotischen Instrumenten erzeugten, können sich die drei nicht aus ihren Instrumenten schneiden. Bei ihrem letzten Auftritt im KITO vor einigen Jahren versuchte das Trio noch sehr angestrengt, diesen Verlust mit viel Elektronik zu kaschieren. Aber diese stilistischen Unsicherheiten hat das Trio inzwischen zum Glück überwunden, und so wurde dem mit den Jahren genauso wie die Musiker ergrauten Publikum am Dienstag abend wieder der kammermusikalische Jazz geboten, für den „Oregon“ berühmt ist.

Towners mit klassisch, sauberem Ton gespielte Konzertgitarre, Moores warm und melodisch gezupfter Kontrabaß und die immer etwas wehmütig quäkende Oboe von McCandles – das ist der schon nach dem ersten Takt wiedererkennbare Grund-Sound von „Oregon“. Aber oft wechseln die Musiker sogar innerhalb eines Stückes die Instrumente, so daß die drei vielseitiger und voller als ein normales Jazz-Trio klingen: McCandles blies auch auf der Baß-Klarinette, dem Sopransaxophon, dem englischen Horn und diversen Flöten, Towner hatte auf dem Konzertflügel seine Keyboards gestapelt und versuchte auf dem Synthesizer ausgerechnet bei einem Stück mit dem Titel „Ökotopia“ gegen das Wollsocken-Image der Band anzuspielen.

Aber all das war dem treuen Publikum längst vertraut – man wußte auch, daß man die obligatorische freie Improvisation in der Mitte des Konzerts eher ertragen als genießen würde, und daß zum Finale die „Greatest Hits“ der Gruppe „Witchi-Tai-To“ und „Silence of a Candle“ gespielt würden.

So gab es zwar an diesem Abend keine Überraschungen, sondern statt dessen die Bestätigung, daß Towner, Moore und McCandles ihren Ton solide und auf hohem musikalischem Niveau bewahren. Etwas anderes hatte das Publikum offensichtlich auch gar nicht erwartet, und so bekam „Oregon“ viel enthusiastischen Applaus. Vielleicht sollten sie ihr Jubiläum im KITO feiern. Wilfried Hippen