■ Mit Kaffeeröstern auf du und du: Tchibo kauft Eduscho
Hamburg/Bremen (AP) – Im Kaffeemarkt steht eine Elefantenhochzeit auf dem Programm: Die Hamburger Tchibo AG will zum 1. Januar 1997 den Hauptkonkurrenten, die Eduscho GmbH in Bremen, schlucken. Wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten, muß der im deutschen Einzelhandel bisher einmalige Zusammenschluß allerdings noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Kartellamtssprecherin Elke Zeise sagte in Berlin, noch liege keine offizielle Anmeldung vor. Danach müsse geprüft werden, wie der Kaffeemarkt überhaupt aussehe und wie die Anteile verteilt seien.
Nach Auskunft des Kaffee- Bundesverbandes in Hamburg gibt es vier Kaffeeröster mit eigenem Filialnetz, neben Tchibo und Eduscho noch Aldi und die auf Norddeutschland beschränkte Arko-Kette. Marktanteile wurden nicht genannt. Tchibo verkaufte in den letzten Jahren allerdings deutlich über 20 Prozent des Röstkaffees in Deutschland, Eduscho dürfte auch in diesem Bereich liegen. Einzig Jacobs hat noch einen vergleichbaren Anteil an den knapp 450.000 Tonnen Röstkaffee, die 1996 über den Ladentisch gehen werden. Tchibo und Eduscho sollen auch künftig als selbständige Einheiten geführt werden.
Beide Firmen wollen eigenen Angaben zufolge aber ihre Kräfte in Deutschland, Österreich und ausgewählten Märkten Europas bündeln.
Beide Bohnenmultis sind in Familienbesitz. Die Tchibo- Gründerfamilie Herz expandiert das Geschäft seit 1949 kontinuierlich. Seit 1970 gehört den Herzens auch ein Viertel der Baiersdorf-Aktien. 1980 kauften sie die Mehrheit an Reemtsma, was die Kaffeehändler auch zu einem der größten deutschen Zigarettenhersteller (West, Stuyvesant, Cabinet, Roth Händle) machte. Eduscho gehört Familie Schopf, die sich bisher auf den Kaffee- und Teemarkt beschränkt hat.
Tchibo schätzt seinen Umsatz 1996 auf 3,5 Milliarden Mark, der von Eduscho liegt bei 2,25 Milliarden. Tchibo hat 6.200 Mitarbeiter, Eduscho rund 5.250. Zu 620 eigenen Filialen in Deutschland und 150 in Österreich hat Eduscho noch mit über 20.0000 Geschäftsstellen wie Bäckereien Verträge geschlossen. rem
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