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Abdrehende Gedanken

■ Garantiert wieder lustig: Kurzfilmabende am Wochenende im Lichtmeß

Es ist so eine Sache, das mit dem Suchen und dem Finden. Mancher sucht nach neuen, aufregenden, nie dagewesenen Geschichten, durchstöbert dabei die Kontinente und Zeitläufte und ist letztlich mit dem, was er findet, nie zufrieden. Morgen muß die nächste neue, aufregende etc. Geschichte her, also geht die Suche weiter. Andere dagegen brauchen mit dem Suchen gar nicht erst anzufangen, weil sie nämlich, egal, wohin sie sehen, ständig finden; weil ihnen nämlich alles – die nachbarliche Haushaltsauflösung, das eigene Wohnzimmer, die große bunte Werbungswelt – zu einem unermeßlichen Archiv wird, das sie nur aufzuschlagen brauchen, um wahre Wunder zu entdecken . . .

Äh, was wir sagen wollen, ist dies: An diesem Wochenende findet im Lichtmeß-Kino eine ganz eigene Filmveranstaltung statt, auf die man unbedingt hinweisen muß – mit den Gruppen WarnixMachtnix und TRASH haben sich Hamburgs Aktivisten für ernsthaften Kinospaß zusammengetan und neue Kurzfilmprogramme zusammengestellt. Und statt dabei suchend in die Ferne zu schweifen, fanden sie lieber Perlen (Megaperls ist der Titel der Veranstaltung) im Nahbereich.

Gefunden haben sie beispielsweise die Gruppe „Der Jochen“, Brüder im Geiste aus Berlin. Die wiederum fanden bei Haushaltsauflösungen oder anderswo Super-8-Filme, die sie am Freitag vorführen und kommentieren werden. Zu sehen wird dann etwa eine Familie aus den 60er Jahren sein, die neben ihrem R 4 relativ unmotiviert auf einer Wiese herumsteht und freundlich in die Kamera lächelt. So lustig, so peinlich, so anrührend wie ein Blick in Mutterns Jugendfotos – Original-Trash eben. Den zweiten Teil des Freitagabends bestreiten Manuel Francescon und Bernhard Lenz aus Offenbach, die offenbar nur ein einziges Problem haben: Sie müssen alles, was sie sehen, sofort nachspielen und sich dabei mit einer Kamera ablichten. Splatter-Movies, Neonazis, Stuntmen oder Werbeszenen, sie persiflieren alles, mit wenig Etat, versteht sich, aber nicht ungekonnt.

Der Samstag läuft dann nach demselben Schema ab. Erst gibt es etwas Merkwürdiges zu sehen, dann etwas Lustiges. Dabei sei es dahingestellt, ob, was den zweiten Teil betrifft, Samstag oder Freitag lustiger ist (gegen die freitäglichen Offenbacher tritt am Samstag die Kurzfilm-Kompilation Perlen für die Säue II an). Auf jeden Fall ist der erste Samstag-Teil sogar noch merkwürdiger als der am Freitag. Statt rasanter Schnittfolgen und Kamerafahrten gibt es dann rasant abdrehende Gedanken. Die Hamburger Lokalmatadoren Tex Fury and the Silver Spurs werden an beiden Tagen zur Erholung aufspielen.

Dirk Knipphals

Freitag und Samstag, jew. 20 Uhr im Lichtmeß, Gaußstr. 25

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