Vorbeigezielt

■ Gutachten der Bremer Uni nimmt Design-Förderung kritisch unter die Lupe / Kaum einer kennt Design-Zentrum

Seit fünf Jahren gibt es im Zwei-Städte-Staat eine Designförderung, doch kaum einer hat's gemerkt. Zu diesem Schluß kommt ein Gutachten zur „Designförderung als Wirtschaftsförderung im Bundesland Bremen“, das der Wirtschaftsdeputation am kommenden Mittwoch vorgelegt wird. In dem über 60 Seiten umfassenden Papier von Klaus Engert und Wolfgang Taubmann, Professor für Kulturgeographie an der Bremer Uni, wird eine stärkere „Kommunikation“ der Förderprogramme dringend empfohlen. Außerdem schlagen Taubmann & Co Änderungen in den technischen Studiengängen von Hochschule und Universität vor und empfehlen, Bremen zu einem Zentrum für Multimedia-Design in Norddeutschland zu machen.

Das im Juli 1990 aufgelegte Designförderprogramm zielte darauf, die Wettbewerbsfähigkeit Bremer Betriebe durch Design im herkömmlichen Sinne sowie im erweiterten Feld der corporate identity zu steigern. Über das Design-Zentrum Bremen etwa werden einzelbetriebliche Fördermaßnahmen angeboten. Seit 1994 hat sich das DesignLabor Bremerhaven als Haus für Ausstellungen und Stipendien hinzugesellt. Das mittelfristige Ziel: Die Einrichtung einer überregional wirkenden Designmesse.

Dieses Konzept ist nach Taubmanns Auffassung gescheitert. Nach dem Flop der „innoventa“ zu Beginn der 90er Jahre rät der Gutachter auch von der Einrichtung einer allgemeinen Designmesse in Folge der Ausstellung „design time“ ab. Die Messe Bremen GmbH hat darauf unlängst reagiert und sich aus der Förderung der Ausstellung zurückgezogen.

Statt in einer allgemeinen Messe sollte sich die Designförderung in der Hansestadt stärker auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Nach Interviews in insgesamt 120 Designbüros und Unternehmen unterschiedlicher Branchen, gab die Mehrheit der Befragten an, keinen Überblick über die Förderprogramme des Wirtschaftssenators im allgemeinen und demzufolge auch keinen über die Designförderung zu haben.

Bezogen auf die Arbeit des De-sign-Zentrums stellt Taubmann fest, daß die Unkenntnis ausgerechnet in den dominierenden Branchen des produzierenden Gewerbes in Bremen am größten ist. In der mit 58 Prozent beschäftigungsintensivsten Branchen Maschinenbau, Fahrzeugbau und Elektrotechnik hätten zwei Drittel der Befragten keinerlei Kenntnis vom Desgn-Zentrum. Und wer von der Institution schon gehört habe, bringe sie eher mit Ausstellungen als mit Wirtschaftsförderung in Verbindung. Die „dringende“ Empfehlung: Eine stärkere persönliche Kontaktpflege.

Auch nach fünf Jahren Förderung wird Design laut Taubmann in technischen und Ingenieursberufen eher „negativ belegt“. Deshalb rät der Gutachter „nachdrücklich“ dazu, den entsprechenden StudentInnen Pflichtvorlesungen in diesem Fach zu verordnen.

Taubmanns zentrale inhaltliche Akzentuierung, Bremen als Standort für Multimedia-Design zu etablieren, wird vom Wirtschaftsressort in einer ersten Stellungnahme allerdings kritisch bewertet. Der Gutachter rät zu diesem Schwerpunkt, weil eine derartige Strategie noch in keiner anderen Stadt erkennbar sei. Das Wirtschaftsressort anerkennt zwar den absehbaren Bedeutungszuwachs, hält die Empfehlung jedoch für noch nicht fundiert genug. ck