: Leider keine heile Fußball-Welt
■ BAFF-Treffen: Für Stehplätze und gegen Rechtsradikalismus
In den deutschen Fußball-Stadien werden mehr und mehr Stehplätze abgebaut. So können in Bielefeld, Dortmund und Leverkusen Gästefans nur noch von Schalensitzen aus das Spielgeschehen beobachten. Dagegen anzugehen ist eine der Aufgaben, die sich das „Bündnis Aktiver Fußball-Fans“ (BAFF) auf seinem Wintertreffen am Wochenende in Hamburg gestellt hat. Etwa 50 Anhänger von 15 deutschen Vereinen trafen sich, um sich mit aktuellen Entwicklungen im deutschen Fußball auseinanderzusetzen.
Der Gang ins Sitzplatzstadion wird immer teurer. So kostet in Bielefeld der Eintritt für Gäste generell 30 Mark. Sven Brux, der Fanbeauftragte des FC St. Pauli und Mitorganisator der Tagung, sieht darin einen Verstoß gegen das DFB-Reglement: „Zehn Prozent der Eintrittskarten aller Kategorien müssen an Gästefans ausgegeben werden.“ Erst nach massivem Protest des FC-St.-Pauli-Fanladens senkten die Ostwestfalen den Preis für 500 Karten auf 17 Mark.
Sollte der DFB tatsächlich die WM 2006 ausrichten, drohe ein weiterer Abbau von Stehplätzen, denn der Welt-Fußball-Verband FIFA verlangt bei seinen Turnieren reine Sitzplatzstadien. „Wenn die Bedingung für vier Wochen WM ein Leben lang sitzen ist, muß man dagegen angehen“, sagt der oberste St.-Pauli-Fan.
Ein weiteres Thema des Treffens war der zunehmende Rechtsradikalismus in deutschen Stadien. Bei einer Umfrage unter den Teilnehmern stellte sich heraus, daß verstärkt wieder „stolze Deutsche“ bei Fußballspielen auftauchen.
BAFF fordert den DFB, die Vereine und die Presse auf, sich dagegen zur Wehr zu setzen. „Stadionordnungen müssen das Tragen von Nazi-Aufnähern und das Mitbringen der Reichskriegsflagge verbieten“, fordert Brux.
Auch die Medien, die den Fußball abfeierten und gut daran verdienten, müßten über den neu aufkeimenden Faschismus berichten. Doch ob gerade die typischen Fußball-Sender wie SAT.1 oder Premiere diese Entwicklungen thematisieren, ist zumindest zweifelhaft, leben gerade sie von den Berichten über die heile Fußball-Welt.
Eberhard Spohd
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