: Viedeokunst gekürt
■ Förderpreise gestern zum fünften Mal vergeben / Renommee gewonnen
Kunstpreise werden normalerweise vergeben, wenn das Werk schon fertig ist. Für kreative Köpfe ohne finanzielles Polster ist das natürlich ein Problem. Ein Glück für sie, daß es die Hansestadt Bremen gibt. Denn weil die mangels Geldes ohnehin nicht mit den großen Kunstpreisen mithalten kann, sprang sie genau in diese Lücke: Der gestern zum fünften Mal vergebene und mit insgesamt 16.000 Mark dotierte „Bremer Videokunst Förderpreis“ prämiert kein fertiges Werk, sondern ein Konzept.
Auf den ersten Blick keine leichte Aufgabe für die dreiköpfige Jury, der diesmal der Vorjahrespreisträger Sebastian Jochum, der Hannoveraner Szenekenner Axel Bohse sowie Hanne Zech vom Neuen Museum Weserburg angehörten. Viel Phantasie war da gefragt, sich aus den eingereichten Konzeptpapieren ein Bild zu machen. Neben dem Vertrauen auf's eigene ästhetische Empfinden und dem Rückgriff auf die Lebensläufe, zählte nach Juryangaben letztlich die „Hoffnung auf eine adäquate Realisierung“.
Diesem für die KünstlerInnen so nützlichen Prinzip Hoffnung entsprachen der in Köln lebende Rick Buckley für seine geplante Installation „We love you, we love you not“ sowie der Wahlberliner Antal Lux für sein Videofilmprojekt „Flugangst“ nach Ratschluß der Jury am ehesten. Beide Künstler wurden für ihre Entwürfe mit je 6.500 Mark belohnt. Der EinsenderInnen aus dem Zwei-Städte-Staat sowie den Partnerstädten vorbehaltene Förderpreis im Förderpreis in Höhe von 3.000 Mark ging an die Bremerinnen Barbara Thiel und Monika Meinold.
Ob die Jury den „richtigen Riecher“ hatte, stellt sich erst bei der nächsten Preisverleihung im kommenden Jahr heraus. Doch schon jetzt ist deutlich geworden, daß der Preis in der Szene deutlich an Renommee gewonnen hat. Der 1935 in Ungarn geborenen Antal Lux blickt auf eine umfassende Vita zurück, und Rick Buckley ist als ehemaliger Meisterschüler Nam June Paiks auch kein unbeschriebenes Blatt. So hat sich der Preis im fünften Jahr ironischerweise doch zu einem Kunstpreis gemausert. ck
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