Kommentar: Geisterstunde
■ Neumanns Kulturkampf ist ein Eigentor
Da hat uns der Bremer CDU-Landesvorsitzende und Staatssekretär im Bonner „Zukunftsministerium“ aber eine vorweihnachtliche Bescherung bereitet. Durch seinen vehementen Widerstand, die Wehrmachtsausstellung „Vernichtungskrieg“ in der Unteren Rathaushalle zu zeigen, weckte er die Geister, und die Geister erhörten ihn. Gereizt wie nie mehr seit dem Streit um die Ost-Verträge, spukten sie am Sonntag herum im voll besetzten Theater am Goetheplatz. Und wer darüber nicht staunen konnte, gehörte selbst zu ihnen.
Es war damit zu rechnen, daß das organisierte Veteranentum aufmarschieren würde, um johlend bei seinem Glauben zu bleiben, ganz Europa sozusagen in Vorausverteidigung vor den Bolschewisten gerettet zu haben. Nicht zu rechnen war jedoch mit dem Auftreten der Gegenfraktion. Beklemmend, wie sich diese Nachgeborenen hinter der Ausstellung versteckten und durch ihr Johlen lautstark zeigten, daß der Dialog zwischen Beteiligten und Jüngeren auch 50 Jahre nach Ende des Krieges gescheitert und zwischen den hier vertretenen Gruppen ohnehin unmöglich ist.
Der Politiker Bernd Neumann indes wollte durch seinen Kulturkampf gegen die Ausstellung polarisieren, und es ist ihm gelungen. Doch am Sonntag wurde genauso deutlich, daß er mit seinem Ruf nach diesen Geistern dazu beiträgt, die Bremer CDU wieder zur 33-Prozent-Partei zu machen. Christoph Köster
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