■ Querspalte: Der ideale Deutsche
Deutschmenschen, da seid Ihr ja letzte Woche mal wieder themenreich meinungsbefragt worden. Zum Bespiel, ob Ihr für ein Handyverbot in der Öffentlichkeit seid. Nix da, sagen 82 Prozent. Aber zwei von drei wollen die Nervensägen in Flugzeugen verbieten aus Schiß vor 'nem Absturz wegen Funkwellenchaos. 44 Prozent derer mit Abitur fühlen sich von den Piepsdingern gestört, aber nur 31 Prozent mit Hauptschulabschluß. Je doof, desto piep?
Bekanntlich sind Deutsche sogar schon mal absturzfrei telefonierend bis ins Ausland (Mallorca, USA, Italigen etc.) vorgedrungen. Da gefiel ihnen zu 72 Prozent die „freundliche Bedienung in der Gastronomie“. Aber: Der Kompetenz fremder Verkäufer traut der Deutsche nicht. Jeder Dritte findet sich bei den pampigen Verkaufshelfern im Inland („Wat woll'n Se?“) besser beraten. Ist ja auch verständlich, wegen nix verstehn im Ausland. Fremde sollen dienen, lächeln und nicht dumm rumquatschen.
Befragt worden seid Ihr auch, wen Ihr so richtig nett findet („beliebteste Deutsche“). Da habt Ihr schnell die Glotze angeworfen und guten Geschmack offenbart: Ganz oben Mimin Uschi Glas, kürzlich schon einmal per Mehrheitsvotum zum sexyesten Weibe jenseits der 50 gekürt, dann Sabine Christiansen und Steuerfachfrau Steffi Graf (gleichauf mit der Köchin Christiane Herzog). Bei den Kerlen gewann Präsiköchingatte Roman vor den Sportzombies Bumm-Bumm-Maske und Brumm-Brumm-Schumacher.
All das führt zum Idealdeutschtum: Uschi Glas verläßt die Kiesgrube und geht ihren Weg als neue Präsidentin, die das Land gemeinsam mit Verkehrsminister Michael Schumacher und der Gräfin als kompetenter Finanzministerin führt. Die Herzogin leitet in gemeinsamer Freundlichkeit mit der Tagesthemerin die Restaurantkette „chrissies“, Henry Maske berät gentlemanlike beim Kauf von Boxershorts. Und Handys werden Pflicht wie Personalausweise. Dann kann man noch schneller und effektiver kluge Umfragen machen. Bernd Müllender
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen