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Lengsfeld geht zur CDU

■ DDR-Bürgerrechtlerin verläßt Bündnisgrüne wegen deren PDS-Politik

Berlin (taz) – Die Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld tritt aus ihrer Partei Bündnis 90/Die Grünen aus. In einem fünfseitigen Brief an die grüne Fraktionsführung erklärt die frühere DDR- Bürgerrechtlerin, daß sie der CDU beitreten werde. Als Begründung nennt Lengsfeld die vermeintliche Annäherung der Bündnisgrünen an die PDS. Sie könne, so Lengsfeld, „nicht für eine Partei arbeiten, in der die latente Bereitschaft, der PDS wieder zur Macht zu verhelfen, um selbst an die Macht zu kommen, immer stärker spürbar ist“. Sie wolle sich deshalb in Zukunft auf seiten derjenigen einbringen, die jegliche Machtbeteiligung der PDS ablehnen. Außerdem wolle sie dazu beitragen, daß die SED-Nachfolgepartei keine Macht mehr bekommt: „Deshalb werde ich der CDU beitreten.“

Die Sprecher der Bundestagsfraktion, Joschka Fischer und Kerstin Müller, erklärten gestern zu dem Schreiben, daß sie Lengsfelds Schritt sehr bedauerten. Sie seien „überrascht und enttäuscht“, zumal es „keine nachvollziehbaren Gründe“ gebe. Zur PDS war und sei die Haltung von Fraktion und Partei eindeutig. Die Parteisprecher Jürgen Trittin und Gunda Röstel forderten Lengsfeld auf, ihr Bundestagsmandat niederzulegen.

Letzter Auslöser für Lengsfelds Schritt war der Beschluß der Landesvollversammlung der Thüringer Bündnisgrünen, Koalitionen mit der PDS nicht auszuschließen. Damit sei, so die aus Thüringen stammende Lengsfeld, „aus der schleichenden Annäherung an die PDS endgültig eine offene Anbiederung geworden“. Lengsfeld geht davon aus, daß sich diese Positionsänderung ihrer Partei nicht auf die Länderparlamente beschränken wird: „Wer auf Landesebene eine Kooperation mit der PDS gutheißt, wird das früher oder später auch auf Bundesebene tun.“ Von führenden Politikern der Bündnisgrünen war eine Koalition auf Bundesebene bislang ausgeschlossen worden. Zuletzt hatte sich Röstel vehement dagegen ausgesprochen. Dieter Rulff

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