piwik no script img

"Liebe taz..." Wo waren Frauen? - betr.: "Die Wucht der Bilder", taz vom 17.12.1996

Betr.: dito

Ich habe also nichts verpaßt, als ich das Weihnachtsoratorium im Dom dem zeitgleich angesetzten Kammerspiel für sieben männliche Hauptdarsteller: „Verbrechen der Wehrmacht“ vorzog: Dort wurde die geburt eines Kindes besungen. „Frauen waren nicht im Krieg“, sagten meine Hauptschüler verunsichert und erstaunt auf eine diesbezügliche Frage... sie hatten etwas nicht begriffen, was den sieben männlichen Hauptdarstellern und den Organisatoren der Geisterstunde im Goethetheater bei aller Fachkompetenz ebenso abgeht. Und das, obwohl Theweleits „Männerphantasien“ längst zur klassischen Pflichtlektüre zum Thema gehört: Achtung vor dem Anders-sein lernen Kinder in der Achtung zwischen Vater und Mutter – oder nur sehr mühsam. Kriege sind Ausdruck von Mißachtung. Wo also waren die Frauen, die geladen wurden, zum Thema „Verbrechen der Wehrmacht“ Stellung zu nehmen? Frauen sind nicht gefragt. Viele Menschen spüren und äußern, daß jetzt eine Zeit des Machtmißbrauchs, der Mißachtung ist.

Heide Marie Voigt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen