Das Rathaus wird zum Umwelt-Sparschwein

■ Private Betreiber sollen 80 öffentliche Gebäude beheizen. Das erwirtschaftete Geld teilen sie sich mit dem Senat. 45 Millionen Mark Ersparnis in zwölf Jahren

Das Rote Rathaus spart seit gestern pro Stunde 40 Mark Energiekosten – und die Senatoren sollen trotzdem nicht frieren. Umweltsenator Peter Strieder (SPD) weihte eine neue Heizanlage ein, die den Energieverbrauch zukünftig im Rathaus halbieren und jährlich 500 Tonnen weniger CO2 ausstoßen soll.

Die Heizanlage ist das erste Produkt einer neuen Zusammenarbeit: In dem Projekt „Energiepartnerschaft Berlin“ finanzieren private Firmen Energiespartechniken in öffentlichen Gebäuden. Sie übernehmen in eigener Regie die Bewirtschaftung und teilen sich das eingesparte Geld mit dem Senat. Dabei geht es um hohe Geldsummen: Rund 500 Millionen Mark bezahlt Berlin jährlich für die Energieversorgung der etwa 6.000 öffentlichen Gebäude. Das Land müßte über eine Milliarde Mark für technische Investitionen ausgeben, um die Energiekosten um ein Fünftel zu senken.

Dafür fehlt jedoch das Geld. Daher hat sich der Senat vor vier Monaten für je 40 Gebäude unter 30 Bewerbern aus ganz Europa zwei Unternehmenspools als Partner gesucht: Die erste Gruppe, schlicht „Arbeitsgemeinschaft“ (Arge) genannt, besteht aus der Bewag und dem Schweizer Unternehmen Landis & Gyr. An der zweiten Gruppe, der „Energiespar- und Betreibergesellschaft“ (ESB), ist unter anderem die Saarberg Fernwärme GmbH und beteiligt.

Diese Gruppe kümmert sich unter anderem um die Energieversorgung im Roten Rathaus, aber auch um Schulen und ein Forstamt. Beide Pools wollen in den nächsten zwölf Jahren 15 Millionen Mark investieren und insgesamt 45 Millionen Mark an Energiekosten einsparen. Ein dritter Gebäudepool wird im Januar für den Bezirk Pankow ausgeschrieben.

Walter Heisler von Arge betonte, daß die Zusammenarbeit vor allem durch das sogenannte „Huckepack-Verfahren“ für viele Firmen lukrativ werde: „Bei einigen Gebäuden lohnt sich die Sanierung weit mehr als bei andern. Durch das Paketangebot werden auch Gebäude für Unternehmen wirtschaftlich interessant, die eigentlich völlig unrentabel sind.“

Dirk Henn von der ESB wandte sich gegen den von Mittelstandsbetrieben geäußerten Vorwurf, daß die neue Energiesparpartnerschaft große Unternehmen begünstige. In seinem Pool seien als Subunternehmen mehrere kleine Firmen, auch aus Berlin, beteiligt. Klaus Kist, Referent bei der Energieleitstelle der Senatsverwaltung für Stadterneuerung und Umweltschutz, ergänzte: „Das Kartellamt hat erst kürzlich die Beschwerden gegen die Partnerschaft zurückgewiesen.“ Christoph Schäfer