Trimm dich, Tier im Tor!

■ Auch Sportler sind nur Menschen, die ganz normal Weihnachten feiern. Geschenke gehören dazu, na klar. Hier erfahren Sie, was wir einigen Hamburger Aktiven, Trainern und anderen Funktionären auf den Gabentisch legen würden, wenn man uns ließe. Eines gleich vorweg: Ein Umtausch wäre bei uns nicht möglich gewesen.

Dagmar Berghoff: Die frisch gekürte Aufsichtsrätin des Hamburger SV hat sich einiges vorgenommen. Der Integration von auswärtigen Spielern möchte sich die hauptberufliche „Tagesschau“-Sprecherin widmen. Außerdem will die TV-Lady die Fußball-Profis zu Theaterbesuchen bewegen. Eine verdienstvolle Aufgabe, für die die 53jährige einen langen Atem braucht. Nur die wenigsten der kickenden Kulturbanausen haben je einen Musentempel von innen gesehen.

Richard Golz: Vor nicht allzu langer Zeit wählte die Fachzeitschrift „Sport-Bild“ den Kapitän des HSV zum Bundesliga-Torwart mit dem größten Sicherheitsrisiko bei Abschlägen und Rückgaben – nicht ganz zu Unrecht. Regelmäßig geht ein Raunen durchs Volksparkstadion, wenn der längste Spieler im Fußball-Oberhaus sich anschickt, einen Ball zu treten. Zur Beruhigung aller erhält Golz ein Rückrunden-Abo für sicheres Kicken.

Sandra Völker: Hamburgs erfolgreichste Olympia-Teilnehmerin hat seit ihren drei Atlanta-Medaillen viel um die Ohren. PR-Termine und TV-Auftritte lassen Europas schnellster Kurzbahnschwimmerin kaum noch Zeit zur Muße. Das ist nicht schön und auch noch leistungsmindernd. Unser Präsent fürs Homebase-Relaxen: ein Insektarium – dann haben auch die Silberfischchen und Goldkäfer der 22jährigen endlich ein ruhiges Plätzchen.

Carsten Pröpper: Der blasenschwache Mannschaftskapitän des FC St. Pauli, den beim Elfmeter-Schießen in Cottbus der Mut verließ, erhält zwecks Stärkung eine Flasche „Mumm“-Sekt. Und zum Trost für sein geplatztes Japan-Gastspiel eine harnsteinalte Bonsai-Palme.

Heinz Weisener: Der Präsident des FC St. Pauli ist ein echter Workaholic. Der 68jährige arbeitet täglich 14 Stunden in seinem Architekturbüro, dazu kommt noch die stressige Vorstandsarbeit. Kein Wunder, daß „Papa Heinz“ sich von seiner schweren Krebsoperation nie richtig erholen konnte. Wir verschreiben Weisener sr. deshalb sechs Wochen Freizeit. So hat der nimmeramtsmüde FC-Boß die Möglichkeit, in Ruhe darüber nachzudenken, ob es nicht doch jemanden gibt, der ihn dereinst einmal ablösen könnte.

Uwe Seeler: In letzter Zeit war der HSV-Präsident oft lustlos, wirkte ausgelaugt. Der 60jährige drohte sogar, schlapp zu machen. Das wäre ein herber Verlust. Damit so etwas in Zukunft ausgeschlossen ist, bekommt „Ich Uwe“ von uns ein Trimm-Dich-Rad – mit Rücktritt-Bremse.

Dariusz Michalczewski: Dem angeschlagenen Boxweltmeister gehen die Gegner aus. Darum erhält der „Tiger“ Kontrahenten auf Vorrat – fünf Kilo Fallobst aus dem Alten Land.

Felix Magath: Als Mann von Welt achtet der Trainer des HSV stets auf sein Äußeres. Anzug und Krawatte sind bei Auftritten in der Öffentlichkeit Pflicht. Selbst die Brillen wählt der Kurzsichtige mit dem ausgeprägten Stilbewußtsein den Anlässen entsprechend aus. Ein Model-Vertrag für „Fielmann“ wäre da genau das richtige. Den Durchblick würde sich Übungsleiter Magath schon verschaffen.

Sven Strüver: Gut putten und driven kann der smarte Mann ja. Aber wenn der Golfprofi aus einer Selters-Flasche trinkt – gar nicht fürstlich, Bismarck würde sich schämen: Jedes Mal läuft Strüver die Hälfte wieder aus dem Mund. Das ist nicht zum Aushalten. Eine Schnabeltasse, sofort!

Martin Driller: Die Lunge des St.-Pauli-Spiels ging vor kurzem eine Liaison dangereuse mit Box-weltmeisterin Regina Halmich ein. Um den Infight durchstehen zu können, bekommt der Geradeausleger ein Paar Boxhandschuhe.

Regina Halmich: Der Faustkämpferin wünschen wir im Gegenzug etwas mehr Punch bei ihren Kämpfen. Punktsiege sind auf Dauer zu langweilig, K.O.s zählen. Vielleicht fehlt der jungen Frau aber auch noch der echte Driller-Instinkt. Kein Problem, für den sorgen wir.

Klaus Thomforde: Das „Tier im Tor“ ist für seine exaltierte Show bekannt. Bei jeder noch so banalen, aber gelungenen Aktion vollführt St. Paulis zeigefreudiger Keeper einen wahren Veitstanz. Damit die Reinkarnation von Rumpelstilzchen auch weiter kraftvoll zupacken kann, bekommt der Faust-Balla-Balla eine Zusatzhand und ein Dutzend Freistöße auf den Mann.

Uli Maslo: Liebend gerne hätte es der Trainer des FC St. Pauli, wenn der Ruhrpott kurz hinter der Elbe beginnen würde. Dann wäre die Wiege näher, der Trennungsschmerz nicht mehr ganz so groß. Vielleicht kann ja ein Globus seiner Heimatstadt Wattenscheid das Heimweh ein wenig lindern.

Jan Ullrich: Bei der diesjährigen Tour de France wurde der Radprofi Zweiter. Welche Strapazen mußte der junge Mann bei der Jagd nach dem Sieg auf sich nehmen: Hunger, Durst, während der Fahrt vom High-tech-Drahtesel pinkeln. Solche Entbehrungen wollen wir ihm nicht länger zumuten. Ein eigenes gelbes Trikot wird dies fürderhin garantieren.

Luiz Firmino Emerson: Weshalb der FC St. Pauli grundsätzlich Brasilianer kauft, die nicht wirklich gut fußballspielen können, wissen wir nicht. Es ist jedoch klar, woran es der nominell stürmenden Neuverpflichtung von Dnjepr Dnjepopetrowsk bislang fehlt: einem Bundesligator.

Tore Pedersen: Steuergesetze sind grundsätzlich eine verwinkelte Angelegenheit. Nur soviel weiß in der Regel auch der Laie: Was verdient wurde, muß bei der Steuererklärung angegeben werden. Logische Folge: Wer es nicht tut, bekommt Ärger. Den hat jetzt der Norweger vom Millerntor – und zwar reichlich. Da wäre guter Rat teuer: ein fitter Anwalt hat seinen Preis. Aber zum Glück übernehmen wir das ja für den Steuersünder. Ist aber eine einmalige Sache.

Harald Spörl: Seinem Spitznamen alle Ehre macht neuerdings der im Mittelfeld agierende HSV-Profi. Die Rechte der Tiere liegen „Lumpi“ am Herzen. Das Engagement für die geknechteten Kreaturen gehört belohnt: 30 Maulkörbe, auf daß der tierliebe Torjäger den vierbeinigen Freunden aus der Süderstraße einmal seinen Arbeitsplatz in der Stellinger Betonschüssel zeigen kann.

Dirk Dam- mann: Der Libero des FC St. Pauli mußte schmerzlich erfahren, daß Körperpflegeeine gefährliche Sache sein kann. Eine rutschfeste Badewannenmatte soll den Fußballprofi vor weiteren Stürzen bewahren und ihm das in seinem Naßzellen-Bereich geben, wofür er in der Abwehr des FC sorgt: Sicherheit.

Klaus-Peter Kohl: Der Chef des „Universum“-Boxstalls leidet. Und zwar darunter, daß ihn keiner ernst nimmt. Das sollte sich ändern, wenn er einen richtigen Boxer unter Vertrag hätte – einen wie Graciano „Rocky“ Rocchigiani.

Helmut Schulte: Fleißig soll der Manager des FC St. Pauli sein, heißt es allenthalben. Wir können dazu wenig sagen, weil man ja nicht drin steckt. Dennoch, auf unser eigenes Risiko: ein Büro-Container ganz alleine für den Riesen-Schnauzer.

Millerntor-Gegengerade: Noch immer trauern viele Fans des FC St. Pauli. Insbesondere in der Gegengerade, dem Hort des politisch korrekt gesonnenen, braun-weißen Fußball-Fans, herrscht oftmals große Stille. Die Hymne „You'll Never Walk Alone“ klingt matt, die Chöre wollen nicht recht zünden. Da hilft nur eins: Leonardo Manzi muß zurück ans Millerntor. Dann macht das Singen auch wieder richtig Spaß.

Sven Kmetsch: Der Bundesligaprofi mit dem – laut „Sport-Bild“ – höchsten Eilts-Faktor läuft und läuft und läuft. Vor allem Bundestrainer Berti Vogts hinterher. Der National-Coach hat seit jeher aus persönlichen Gründen ein Herz für wahre Rackerer. Doch bislang reichte es dennoch nicht für den fleißigen HSV-Kicker zu einem Einsatz im Trikot mit dem Adler. Das wollen wir nicht länger mitansehen. „Kmetscher“ kriegt ein Länderspiel. Sonst hat die liebe Seele ja nie Ruh'.

Markus Schupp: Seit langem schon läuft es nicht besonders für den Neuzugang des HSV. Erst der Abstieg mit Eintracht Frankfurt, jetzt nur noch der Mann für eine Halbzeit. Woran es liegt? Zuwenig Puste? Zuviel Mittelmaß? Wahrscheinlich ist es etwas anderes. Ein Vokaltausch beim Nachnamen brächte Besserung: Als Markus Schopp hätte man ja seinen Stammplatz.

Eberhard Spohd/Clemens Gerlach/Fotos: taz/Montagen: Steffen Kugler