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Fünf Jahre Ende der Sowjetunion und kein Ende

■ Beobachtungen und Notizen aus dem einstigen Vaterland des Sozialismus

Die Utopie währte 74 Jahre, dann war sie geplatzt. Am 25. Dezember 1991 trat der ehemalige Generalsekretär der KPdSU und letzte Präsident der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR), Michail Sergejewitsch Gorbatschow, vor die Kameras des staatlichen Fernsehens und verabschiedete sich von den Bürgern eines Landes, das es nicht mehr gab. An die Stelle des Imperiums trat die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), der sich die drei baltischen Republiken Lettland, Estland und Litauen nicht anschlossen. Zwar verschwand die Sowjetunion sang- und klanglos als Staat, doch im Leben der einstigen Sowjetbürger ist sie heute noch präsent. Der Sowjetmensch lebt, stellt der russische Schriftsteller Wladimir Sorokin in seinem Essay fest. Dieser Mensch schlägt sich durch, heute wie damals, ist anspruchslos, apolitisch und universell. Die Moskauer taz-Autorin Barbara Kerneck beschreibt den Alltag zweier Familien, die seit 1991 in verschiedenen Staaten leben. Weißrußlands ehemaliger Parlamentspräsident Stanislaw Schuschkewitsch erzählt, wie er und die Staatschefs Rußlands und der Ukraine die UdSSR mit einem Federstrich beendeten. Wie heute im einstigen Vielvölkerstaat UdSSR kleine Nationen ihre Rechte einklagen, beschreibt der Moskauer taz-Korrespondent Klaus-Helge Donath. Der russische Publizist Boris Schumatsky hat in Daghestan die Sowjetunion en miniature wiedergefunden. Sprachlose Russen traf taz-Nordeuropa-Korrespondent Reinhard Wolff im estnischen Narva. Sie sprechen die Landessprache nicht und können deshalb keine estnischen Staatsbürger werden. Seiten 11 bis 18

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