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Das endgültige, wahre Jahreshoroskop

H Sterne lügen nicht: Was uns im Wahljahr erwartet, warum es mit Rotgrün so schwierig ist, wer wen lieben wird und wer seine Karriere vergessen kann. Die zuverlässigen politisch-erotischen Aussichten von der Astro-Expertin und Wasserfrau H Silke Mertins

Oh, oh, oh: Es sieht gut aus im Jahr 1997 für die Menschen, die das prickelnde Gefühl von Veränderung lieben. Nicht nur, weil wir uns im Zeitalter des Wassermanns befinden. Nein, auch deshalb, weil Venus (Liebe & Gefühlsduselei) und Mars (Sex & Kampfgeist) in ganz besonderer Konstellation über der Freien und Hansestadt Hamburg kreisen. Sowas kann in Revolution enden, vielleicht aber auch nur in Wahlen und Machtwechsel. Auf jeden Fall aber wird es für die Verhaltenskonservativen emotional ziemlich ungemütlich.

Es besteht aber auch Hoffnung. Die ungünstige Sternzeichen-Konstellation im Hamburger Senat könnte sich endlich verbessern. Er leidet nämlich unter zu vielen Erdzeichen. Das erklärt natürlich seine Schnarchnasigkeit, Unbeweglichkeit und Ideenlosigkeit. Man kann ihm diese schicksalsbedingten Defizite kaum vorwerfen. Aber bald ist damit ja Schluß. Auf der persönlichen Ebene wird es natürlich nicht ohne Tränen abgehen. Besonders die nörgelige Jungfrau (Helgrit Fischer-Menzel, SPD, Senatorin für Arbeit, Gesundheit und Soziales) muß tapfer sein. Aber auch andere Erd-Senatoren müssen sich zusammenreißen: Die beiden leidenschaftslosen, aber geschwätzigen Stiere Erhard Rittershaus (Wirtschaftssenator, parteilos) und Fritz Vahrenholt (Umweltsenator, SPD) können sich bald den häuslichen Freuden wie Heimwerken und Kuchenbacken widmen. Schade, Fritz! Tschüß, Erhard!

Gut sieht es aber für die phantastischen Wassermänner aus: Für Finanzsenator Ortwin Runde (SPD) und Bau- und Verkehrssenator Eugen Wagner (nein sowas, auch SPD) stehen die Sterne günstig.

Schwierig wird es hingegen mit den anmaßenden Löwen. Ojemine! Wie soll es jemals mit Rotgrün klappen, wenn Bürgermeister Henning Voscherau (SPD und König der Löwen) und Krista Sager (GAL und Kronprinzessin der Löwen) sich nichts als anbrüllen? Vermittlung muß her, und zwar am besten vom oberflächlichen Zwilling, dem Meister der Diplomatie; auf ihn darf die Verhandlungskommission nach den Wahlen auf keinen Fall verzichten. Als Dompteure der Löwen kämen auf SPD-Seite nur Olaf Scholz (SPD-Chef Altona) oder Walter Zuckerer (SPD-Finanz- jongleur im Rathaus) in Frage (andere bekennende Zwillinge gibt's nicht). Bei der GAL hoffen die Rotgrün-Fans auf den Zwilling Susanne Uhl, die bereits im aktuellen Altenwerder-Konflikt schlichtend eingriff.

Beziehungstechnisch würde es zwischen Bürgermeister Henning Voscherau (Löwe) und seinem Herausforderer Ole von Beust (Widder) ganz gut klappen, auch wenn letzterer nur dritte Wahl wäre. Ole kann sich gut unterordnen, und das kann der Löwe gut leiden. Erotisch betrachtet wären Wassermann (Finanzsenator Runde) und Löwe (GAL-Spitzenkandidatin Krista Sager) ein knisterndes Pärchen. Dann muß aber für Voscherau anderswo in deutschen Landen eine Aufgabe gefunden werden.

Das sehen die Sterne für das kommende Schicksalsjahr leider noch nicht vor. Trotzdem: Nichts ist unmöglich, und alles wird gut.

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