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Kälterekord in Europa

■ Starker Frost fordert über 140 Tote. Pariser Obdachlose stürmen Hotel

Paris/Bonn (AFP/AP) – Angesichts der anhaltenden Kälte in ganz Europa greifen die Obdachlosen zu radikalen Maßnahmen. Rund 20 von ihnen besetzten am Silvesterabend die Lobby des Pariser Grand Hotel International und forderten angesichts der eisigen Kälte bessere Bedingungen für Menschen ohne Wohnung sowie ein Treffen mit dem französischen Wohnungsbauminister. Ihren Angaben zufolge müssen sie selbst bei den derzeit herrschenden Temperaturen um sechs Uhr morgens aus den Unterkünften ausziehen und können erst um Mitternacht wiederkommen. Nach zwei Stunden verließen sie das Hotel, nachdem fünf von ihnen ins Ministerium vorgelassen wurden. Während der Besetzung versorgte das Hotel die Menschen mit Essen und warmen Getränken. In ganz Europa sind bei den arktischen Temperaturen inzwischen mehr als 140 Menschen erfroren. In Rumänien erfroren in den vergangenen Tagen 43 Menschen, davon 28 Obdachlose, für die es in dem Land keine Notunterkünfte gibt. In Deutschland starben am Tag vor Silvester erneut zwei Männer an Unterkühlung. Die Nacht zum 1. Januar war die kälteste seit 20 Jahren; mindestens neun Menschen kamen darin bei Verkehrsunfällen ums Leben. In Österreich erfroren sechs Menschen, in Frankreich fünf. In Großbritannien kamen allein am letzten Tag des alten Jahres fünf Menschen wegen der Kälte ums Leben; London erlebte mit minus zehn Grad die kälteste Silvesternacht seit 20 Jahren. Sogar im spanischen Barcelona erfror ein Obdachloser auf einer Parkbank.

Noch vor dem Jahreswechsel gelang es Rettungskräften, alle Eingeschlossenen aus einem verschütteten Tunnel im Kaukasus zu befreien. Unter den Eingeschlossenen waren zwei schwangere Frauen. Beide brachten ihre Kinder verfrüht zu Welt, eines der Babys starb an Unterkühlung.

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