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Oldenburg will Janssen ehren

■ Kulturdezernent hat die Hälfte der Investitionssumme für das Horst-Janssen-Museum beisammen / Oberstes Gebot: Betriebskosten niedrig halten

In Bremen spart man sich die Kultur fleißig vom Munde ab. Geklotzt – so scheint's – wird nur woanders. Denn wiedermal glänzt nicht die Hansestadt, sondern das benachbarte Oldenburg aus der Rezessionstristesse heraus. Dem berühmtesten Beinahe-Sohn, Säufer und Stifteführer der Stadt zu Ehren – Horst Janssen selig – will man ein ganzes Haus errichten. Rund 11,8 Millionen Mark soll das geplante Museum kosten, und nach einem Bewilligungsbescheid der Hannoveraner Landesregierung über einen Beitrag von vier Millionen Mark gab sich der Oldenburger Kulturdezernent Ekkehard Seeber gestern zuversichtlich, in den nächsten Monaten auch noch den Rest zusammenzubekommen.

1.800 Janssen-Werke im Besitz der Stadt

Am 14. November 1929 erblickte Janssen in Hamburg das Licht der Welt und wuchs bei seinen Großeltern in Oldenburg auf. In seine Geburtsstadt zurückgekehrt, mauserte er sich zu einem begnadeten bis genialischen Zeichner. Um die Moderne und ihren Hang zur Abstraktion kümmerte sich der vor zwei Jahren verstorbene Janssen einen Dreck. Statt dessen stellte er sich mit Feder und Aquarelltusche in eine Reihe mit den Herren Goya oder Ensor.

Das ungezählte Werk des bis zum Exzess zeichnenden und trinkenden Janssen umfaßt schielesk drastische Akte, fasziniernde Landschaftsbilder und immer wieder Selbstportraits als bizarre Studien von Alterung und körperlichem Verfall. Immerhin rund 1.800 Arbeiten aus einer Dauerleihgabe der Claus-Hüppe-Stiftung nennt die Stadt Oldenburg ihr eigen. Und die sollen bald möglichst einen angemessenen Platz finden.

Wie's sich so trifft, hat der Stadtplaner- und Architekteneifer auf dem zentralen Areal des Oldenburger Stadtmuseums eine Lücke unbebaut gelassen. Und dortselbst soll sich nach den Vorstellungen des Kulturdezernenten Seeber noch vor der Jahrtausendwende ein viergeschossiges Gebäude mit drei Etagen Janssen sowie einer Sonderausstellungsfläche erheben. Durch den Kniff, die im Stadtmuseum vorhandene Infrastruktur für das Janssen-Haus mit zu nutzen, will Seeber die Betriebskosten auf ein kaum noch auffallendes Maß herunterdrücken. Denn oft genug scheitern selbst die ehrgeizigsten Absichten, in Kultur zu investieren, nicht an der Grundsumme, sondern an den laufenden Kosten. Die Investition sei mit vier Millionen vom Land und voraussichtlich zwei Millionen von der Stadt schon zur Hälfte gedeckt.

Bei den Janssen-Plänen und all den kulturellen Neugründungen, die sich Oldenburg im vergangenen Jahrzehnt geleistet hat, verwundert es doch, daß man sich gleichwohl an Bremen orientiert. Wie aus dem effeff zitiert Seeber die letzten Publikumserfolge der Museen in der Hansestadt und schwärmt regelrecht von der Vermarktung des aktuellen Dreierpacks mit Maillol, Paula Modersohn-Becker und den Alterswerken in der Weserburg.

Nächster Trumpf: Franz Radziwill

Er spricht von „Kunst in der Region Weser-Ems“ und weiß, daß Oldenburg da im Vergleich zu Bremen oder zu Emden bislang nicht mithalten kann. Mit einem bis dato fehlenden Raum für Großausstellungen im neuen Museum soll sich das ändern. Und schon zaubert Seeber die nächste, mutmaßlich publikumswirksame einheimische Künstlerberühmtheit aus dem Säckchen: „In der Region besitzen Sammler mehr als 200 Gemälde von Franz Radziwill.“ Doch bevor diese Pläne verwirklicht werden können, stehen beim Dezernenten Klinken putzen und Geld einwerben auf dem Terminkalender. ck

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