Diebe haben's schwer

■ Neu im Kino: „Palookaville“ von Alan Taylor / Drei Tölpel träumen von Karriere als Großkriminelle

Ein „palooka“ ist ein schwacher oder durchschnittlicher Profiboxer, eine – speziell wenn sie groß oder kräftig ist – dumme oder mittelmäßige Person, ein tolpatschiger Strolch oder ein schlechtes Blatt beim Pokern. So die Definition des „dictionary of american slang“, und die Einwohner dieses speziellen Tölpeldorfs heißen Jerry, Russ und Sid.

Diese palookas träumen von einer glorreichen Karriere als Großkriminelle, aber wenn sie nachts beim Juwelier einbrechen wollen, stemmen sie die falsche Mauer auf und landen in der Bäckerei nebenan. Weil sie zu trottelig, harmlos und letztlich auch liebenswürdig sind, will es ihnen einfach nicht gelingen, straffällig zu werden. Und nachdem ihnen auch ein bewaffneter Raubüberfall peinlich mißlingt, wird endgültig klar, daß sie trotz größter Anstrengungen bei ihrem Versuch, als gescheiterte Existenzen zu enden, scheitern.

So richtig schön werden die Gangsterfilme mit den raffinierten Einbruchsplänen und perfekt arbeitenden Spezialisten immer erst, wenn etwas schiefgeht. Die lange Einbruchssequenz in „Rififi“ ist im Grunde ziemlich langweilig, und perfekte Verbrechen gibt es schon deshalb nicht im Kino, weil sie kein Publikum fänden. Wenn dagegen die Pläne von Anfang an hanebüchen sind und alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann, ist das ein ideales Rezept für eine Komödie. Auf diese Idee kam nicht der Regisseur Alan Taylor für seinen Debütfilm, sondern Mario Monicelli im Jahre 1958. Sein Film „Diebe haben's schwer“, von dem Louis Malles Remake „Crackers“ noch in guter Erinnerung ist, steht eindeutig Pate bei dieser amerikanischen Independentproduktion. Wenn nun Taylor sagt, sein Drehbuch basiert auf einigen frühen Geschichten von Italo Calvino, dann wird wohl ein Italiener vom anderen abgeguckt haben. Ist ja auch egal – viel wichtiger ist die Frage, ob Taylors Möchtegern-Verbrecher auch so komisch und sympathisch versagen, wie es bei Monicelli Vittorio Gassman, Marcello Mastroianni und Toto gelang.

Denn der Witz bei dieser Art von Filmen ist es, daß die Zuschauer sich zwar die ganze Zeit über die drei amüsieren sollen, ihnen letztlich aber doch die Daumen drücken müssen, weil sonst die Schadenfreude einen unangenehm hämischen Unterton bekommen würde.

Dieser Balanceakt ist Taylor sehr schön gelungen: Er nimmt die drei Freunde mit ihren Träumen durchaus ernst, und so sind sie trotz aller Inkompetenz alles andere als Witzfiguren geworden. Adam Trese, Vincent Gallo und William Forsythe – alle drei bekannte Gesichter aus dem jungen amerikanischen Kino – spielen sie als in die Jahre gekommene Boys, die im Cafe rumhängen und lieber im Wolkenkuckucksheim gastieren als sich im Alltag abzuplagen mit ihrer Arbeitslosigkeit, unbezahlten Rechnungen und Frauen, die von ihnen fordern, endlich erwachsen zu werden. Taylor zeigt ein ungeschöntes, schäbiges Vorstadtamerika mit alten Männern, die ihren Einkauf mühsam nach Hause schleppen müssen, kleinen engen Wohnungen, deren Mief man fast zu riechen scheint, und Menschen, die sehr ärmlich leben, selbst wenn sie einen Job als Kassiererin im Supermarkt oder als Polizist haben. Da merkt man schnell, wo die kriminellen Wunschträume herkommen und daß sich die drei palookas den Umständen entsprechend gar nicht so schlecht geschlagen haben. Wilfried Hippen

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