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AStA gegen „Beichtveranstaltungen“

■ Studenten kritisieren geplante Novelle des Hochschulgesetzes

Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) der Hamburger Uni macht gegen das geplante Hochschulgesetz mobil. Die Pflichtberatung, die Exmatrikulation von Studenten, die ihr Studium nicht innerhalb der Regelstudienzeit abschließen und die Wiedereinführung der Dekane sind der AStA-Vorsitzenden Katharina Dufner (Liste St. Pauli) ein Dorn im Auge.

„Vor allem die vorgesehene alleinige Verfügungsgewalt der Dekane über die Haushaltsmittel bedeutet eine unglaubliche Machtkonzentration und den Abbau von Demokratie“, kritisiert die AStA-Chefin. Dekane sollen in Zukunft jedem Fachbereich vorstehen, mit mehr Kompetenzen als die momentanen Fachbereichssprecher. Die Amtszeit der Führungskräfte, die mit Weisungsbefugnissen in der Lehre und bei Prüfungen ausgestattet werden sollen, erhöht sich von zwei auf vier Jahre.

Als unzureichendes Mittel zur Verkürzung der Studienzeiten bezeichnet der AStA die vom Senat beschlossene Fachberatung mit eingebauter Exmatrikulations-Drohung. „Die Uni ist so ausgestattet, daß das Studium in der Regelzeit nicht zu schaffen ist. Da bringt eine Beratung auch nichts. Wir befürchten sogar, daß noch mehr Lehrveranstaltungen ausfallen, weil die zwei Stunden Beratungszeit, die die Profs momentan haben, nicht ausreichen würden“, sagt Sonja Lattwesen von der Hochschulgruppe der Grünen. Auch viele Hochschullehrer seien gegen den Beratungsmarathon.

Daß sogenannte ewige Studenten, die sich jedes Semester zurückmelden, Seminarplätze blockieren und für die Schlangen in der Mensa verantwortlich sind, glaubt auch Dufner nicht: „Die Langzeitstudenten sind keine Last für die Allgemeinheit. Für diejenigen aber, die trotz hoher Semesterzahl zu Ende studieren wollen, ist der Schritt von der Zwangsberatung zur Zwangsexmatrikulation klein.“ Sie befürchtet, daß aus dem Beratungsgespräch eine „Beichtveranstaltung“ mit Ausleuchten des Privatlebens werden könne.

Die Studentenvertreter haben aber auch Lob für den Referentenentwurf parat. So wird die Einführung des „Teilzeitprofessors“ begrüßt. Für alleinerziehende Profs und als Flexibilisierung der Hochschule seien Zeitverträge optimal. Das damit verbundene Rütteln an der Institution des verbeamteten Hochschullehrers, die die Freiheit der Lehre sichern soll, nimmt Katharina Dufner in Kauf: „Auch wenn unsere linke Opposition das anders bewertet.“

Die Bürgerschaft soll das Gesetz noch in diesem Jahr verabschieden. Wie die Studenten die AStA-Politik finden, wird sich in der kommenden Woche zeigen – bei der Wahl zum Studentenparlament.

Volker Stahl

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