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DebatteNicht verantwortlich

■ Horst Ochs: Was tun für Obdachlose?

Dieser Winter ist für viele Obdachlose hart. Aber warum ist er für sie so hart? Wir haben in Bremen mehrere Angebote für Obdachlose. Diese Hilfen werden leider oft nicht angenommen. Das Austeilen von Suppe, Kaffee oder auch Schlafsäcken ist ein Weg, zu helfen. Doch das allein reicht nicht. Viele Obdachlose sind nachts im Jakobushaus oder in der Duckwitzstraße bestimmt besser aufgehoben als im Bahnhofsgebäude oder auf der Straße.

Die Argumentation der Berber, sie kommen sich in diesen Notunterkünften wie im Gefängnis vor, kann man für diese Jahreszeit einfach nicht gelten lassen. Auch daß ihnen die letzte Habe in den Unterkünften gestohlen wird, kann man nur als ein übertriebenes Argument ansehen. Die Freiheit, die Ungebundenheit, das Nichteinbinden wollen oder können in die Ordnung dieser Häuser ist wohl der Hauptgrund. Das Motto heißt also: Helfen ja, wenn Hilfe gewünscht wird, aber nicht Hilfe aufzwingen. Gegen ihren Willen kann man den Obdachlosen nicht helfen.

Die Frage bleibt: Was macht die Bahnhofshalle so interessant für die Berber? Dort können sie sich nicht duschen und nicht vernünftig schlafen. Was ist es also, was sie zum Bahnhof zieht? Die Freiheit, die sie meinen zu erleben, das Leben, das sich die ganze Nacht in der Bahnhofshalle abspielt, die trügerische Sicherheit in der Nacht oder nur die Alkoholflasche, die ja in den Unterkünften nicht dabei sein darf? Ich weiß es nicht, doch ich akzeptiere ihre Lebensweise, fühle mich aber nicht für sie verantwortlich, wenn sie die angebotenen Hilfen nicht annehmen.

Horst Ochs, sozialpolitischer Sprecher der AfB-Fraktion

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