: Bauarbeiter erhalten blaue Briefe
■ Betriebe entlassen Leute, um das Überbrückungsgeld zu sparen. Bundesanstalt für Arbeit kam früher billiger davon
Stuttgart (dpa/taz) – Immer mehr Baubetriebe entlassen im harten Winter ihre Arbeitnehmer vorübergehend. Auf diese Weise sparen sie das Überbrückungsgeld für wetterbedingten Arbeitsausfall. „Jede ausgefallene Stunde für einen Facharbeiter belastet die Betriebe mit Kosten von rund 13,50 Mark“, sagte der neue Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Bau Württemberg, Dieter Diener.
Das Überbrückungsgeld löste 1996 das von der Bundesanstalt für Arbeit getragene Schlechtwettergeld ab. Heute springt die Anstalt erst nach der 150. Stunde ein. Bis zum Ausfall von 150 Stunden zahlt der Arbeitgeber 75 Prozent des Bruttoentgelts, wovon allerdings der Arbeitnehmer über Urlaubsanrechnungen ein Drittel selbst finanziert.
Preiserhöhungen wegen wetterbedingt gestiegener Fixkosten pro Stunde könnten nicht an den Kunden weitergegeben werden, klagte Diener: „Das Witterungsrisiko trägt grundsätzlich der Auftragnehmer.“ Sein Verband sei für die Einhaltung der Tarifverträge; er verstehe aber auch die Betriebe, die ihre Beschäftigten Mitte Dezember mit der Zusage entließen, sie im März wieder einzustellen. Die Bauarbeiter können dann Arbeitslosengeld beziehen – wenn ihnen das Arbeitsamt keine verbindliche Wiedereinstellungszusage nachweist.
Die Einführung des Überbrückungsgeldes kommt die Bundesanstalt für Arbeit nach Dieners Überzeugung teurer als das alte Schlechtwettergeld. Wegen der Entlassung von Bauarbeitern würden der Anstalt nicht nur Leistungen abgefordert, sondern es gingen ihr auch Beiträge verloren. Die geplante Sparmaßnahme führt also vermutlich zu Mehrkosten.
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