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Möbel für Schönberg

■ 56.000 Tonnen Sperrmüll wurden im vergangenen Jahr einfach verbrannt

Dem Hang des gemeinen Hamburgers, alle paar Jahre seine Wohnzimmereinrichtung dem Sperrmüll zu opfern, hat es Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) zu verdanken, daß seine heiß geliebten Müllöfen immer neuen Zündstoff kriegen. Davon ist die umweltpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion, Antje Möller, überzeugt. Seit neuestem verfügt sie über statistisches Beweismaterial, das ihre These der „unökologischen Abfallverwertung“ untermauert: Mehr als 80 Prozent des Hamburger Sperrmülls landete 1996 einfach in Müllverbrennungsanlagen.

Ganze Couchgarnituren und Ehebetten gingen in Flammen auf, 56.000 Tonnen Sperrmüll (insgesamt gab 69.000 Tonnen) allein zwischen Januar und September. Im Vorjahr, bestätigte die Stadtreinigung, seien „nur“ 64 Prozent verbrannt worden. „Der Aufwand der Sortierung ist immens“, meint Sprecher André Möller, und verteidigt damit, weshalb Holz, Metall und Plastik, „Dinge, mit denen man sicher viel anfangen kann“, nicht wiederverwertet werden.

„Die Bürger werden verschaukelt“, beschwert sich dagegen die GALierin Möller. Mühevoll und unter Kopfzerbrechen würden sie Joghurtbecher von Biomüll und Papierschnipseln trennen, während die Umweltbehörde den Möbel-großbrand absegne. Der Grund ist klar: Die zumeist leeren Müllöfen tragen sich wirtschaftlich nur bei absoluter Auslastung. Wenn in den Müllverbrennungsanlagen so viel Platz sei, daß selbst hochwertiges Holz verbrannt würde, dann, so fordert Möller, solle lieber „mit der unsäglichen Belieferung der Deponie Schönberg aufgehört werden“.

Heike Haarhoff

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