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CDU will Zentralbibliothek im Siemens-Hochhaus unterbringen

■ CDU-Kulturdeputierte Motschmann weiß nichts / Finanzressort war schon '96 dagegen

Ein Votum für die Bremer Zentralbibliothek im Siemens-Hochhaus verkündete gestern die CDU-Fraktion nach der zehnstündigen Klausurtagung vom Montag. Das hatte die fraktionseigene Kulturdeputierte offensichtlich nicht so genau mitbekommen, denn auf Anfrage gab Elisabeth Motschmann zur Auskunft, über mögliche Standorte für eine neue Zentrale sei nicht gesprochen worden. Einen Tag vor der Kulturdeputationssitzung am morgigen Donnerstag ist damit die Bibliotheksdebatte wieder so willkürlich und konzeptionslos wie gehabt.

Denn bereits im November (siehe taz vom 25.11.96) hatte das Finanzressort in einer vertraulichen Senatsvorlage zur Nutzung des Siemens-Hochhauses – die bis heute nicht beschlossen ist – konstatiert: „Die hochwertigen Flächen im Erd- und 1. Obergeschoß des Siemens-Hochhauses sind (...) zur Refinanzierung (...) für Dienstleistungs- und Einzelhandelsunternehmen vorzusehen.“ Und an anderer Stelle der Vorlage heißt es, mit einem dortigen Einzug von Zentralbibliothek und Volkshochschule sei diese Refinanzierung nicht machbar.

Dabei hatte sich Kulturdeputierte Elisabeth Motschmann gestern eigentlich schon über die Beschlußfreude ihrer Fraktion gefreut. Noch im Dezember war sie es, die eine Deputationssitzung zu den Bremer Bibliotheken wegen „Beratungsbedarf“ vertagen ließ, sprich nochmals hinauszögerte. Gestern sagte sie frohgemut, man folge jetzt gemeinsam das Konzept von Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD), das vorsieht, sechs Stadtteilbibliotheken sobald wie möglich zu schließen und die Zentralbibliothek zurückstellt.

„Sobald die Zentrale in greifbarer Nähe ist“, sagte Motschmann, werden wir uns an das Kölner Bibliothekskonzept anlehnen und auf die Zentrale und vier Stadtteilbibliotheken reduzieren. Übrigens analog dem Vorschlag von (der damaligen Kultursenatorin) Helga Trüpel/ Grüne, so der Hinweis der CDU-Kulturdeputierten.

Deren kulturpolitische Sprecherin Carmen Emigholz war gestern für eine Stellungnahme leider nicht erreichbar. Dafür lehnte die grüne Kulturdeputierte Karin Krusche das Siemens-Hochhaus als Standort für die Bibliothekszentrale wegen Unattraktivität schon mal ab und schlug stattdessen das freiwerdende Polizeihaus Am Wall vor. sip

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