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Königsweg Abstinenz?

■ Drogenpolitik: Fischer-Menzel fordert, Druckräume sollten Ländersache sein

Vom Junkie zum Methadonpatienten zur Abstinenz? Das sei doch gar nicht mehr das Ziel der Hamburger Drogenpolitik, warf Sieghard-Carsten Kampf (CDU) dem Senat vor. Wahllos würde Methadon vergeben, Urinkontrollen unterlassen und das drogenfreie Leben aus den politischen Augen verloren. Schlimmer noch: Die vom Senat favorisierte kontrollierte Heroinabgabe – wie es sie bereits in der Schweiz als Modellversuch gibt – sei eine „Aufforderung, im Drogenkonsum zu bleiben“.

Unsinnig und inkompetent findet der GALier Peter Zamory die christdemokratischen Anwürfe. Zahlreiche Methadonpatienten werden von dem Allgemeinmediziner betreut. Urinkontrollen, die Beikonsum feststellen sollen, sind vorgeschrieben. Sogar zuviele, so Zamory. Dreißig Prozent Einsparpotentiale gebe es laut Ärztekammer, ohne Kontrollverlust.

„Es gibt keinen Königsweg“, wies Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) die CDU-Kritik zurück. „Das wissen Sie so gut wie ich.“ Die Zahl der Heroinabhängigen in Hamburg sei von 10.000 auf 7000 bis 8000 Menschen gesunken – ein Erfolg der Substitutions- und Therapieprogramme, klopfte sich die Senatorin auf die Schulter.

Problematisch bleiben weiter die Fixerstuben. In der offiziellen Sprachregelung heißen sie „Gesundheitsräume“, weil Konsumräume für illegale Drogen politisch zwar gewollt, aber juristisch nicht wasserdicht sind. Die Einrichtung von Druckräumen „sollte den Ländern überlassen werden“, findet Fischer-Menzel.

Wann käme denn endlich ein szenenaher Konsumraum am Hauptbahnhof, erzürnte sich Anna Bruns (GAL). Der Standort Automuseum sei doch noch immer strittig, Baumaßnahmen würden diskutiert, die Junkies stünden weiterhin auf der Straße. Irritiertes Kopfschütteln der Senatorin: Der Umzug der Drogenhilfeeinrichtung Drop Inn und damit die Eröffnung zweier Fixerstuben ist längst beschlossene Sache. Silke Mertins

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