: Na endlich: Robert Vogel comes back
■ Der große alte Mann der Hamburger FDP will zurück in die Landespolitik
Er sei „noch nicht gaga“ und seine Leberwerte seien auch „völlig in Ordnung“. Mit diesen Worten begründete Hamburgs Ex-FDP-Chef Robert Vogel 1993 die Tatsache, daß er trotz fortgeschrittenem Alter die Elbliberalen als Landesvorsitzender in den Bürgerschaftswahlkampf führen werde.
Die WählerInnen indes honorierten die körperliche Top-Verfassung des damals 73jährigen Immobilienkaufmanns nicht: Hamburgs Freidemokraten verschwanden in der politischen Versenkung und Robert Vogel mit ihnen. Und Vogel-Intimfeind Eugen Wagner mußte sich um neue politische GegenspielerInnen kümmern (was ihm durchaus gelang – siehe oben), um nicht an Langeweile zu ersticken.
Doch offenbar hat die politische Pause weder Vogels Leber noch seinem Verstand geschadet. Mit 75 Jahren will Vogel nun zurück auf die politische Bühne. Grund: Entzugserscheinungen. „Wenn man jahrelang Politik gemacht hat, kann man nicht mehr anders“, erklärt der politicaholic. Für das Amt des Partei-Chefs im Bezirk Hamburg-Mitte will Vogel kommenden Mittwoch kandidieren und damit den bisherigen Bezirks-Vorsitzenden und ehemaligen Bürgerschaftsabgeordneten Wolfgang Bodeit ablösen.
Vogel verhehlt dabei nicht, daß er mithilfe seines neuen Amtes auch wieder die Fäden für die stadtweite Entwicklung der zur Splitterpartei mutierten Elbliberalen ziehen will. Am 20. und 21. April wollen die Hamburger Freidemokraten einen neuen Vorstand wählen. Und bei dieser Personalentscheidung haben die Bezirks-Vorsitzenden, vor allem wenn sie Vogel heißen, ein gewichtiges Wort mitzureden.
Natürlich hat sich Vogel nicht vorgedrängelt. Er doch nicht. „Robert Vogel ist innerparteilich bestürmt worden, für dieses Amt zu kandidieren“, verrät sein Referent Kai Sengbusch. Und: „Er hat diesen Offerten keine Absage erteilt“.
Und dann läßt der alte Mann der FDP noch durchsickern, er werde sich bei den Hamburger Vorstandswahlen für einen personellen Neuanfang einsetzen. Schließlich müßten ja mal Jüngere ran. Vorausgesetzt natürlich, sie verfügen über hervorragende Leberwerte.
Marco Carini
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