piwik no script img

Wo man auch hinschaut, lauter Verteilungskämpfe

Ein Hähnchen zu teilen ist nicht schwer. Ein kräftiger Schnitt mit der Geflügelschere mittendurch, schon sind's zwei halbe. Doch wie teilt man Leid, damit sich der Seelenschmerz sprichwörtlich reduziert? Da verzweifeln selbst vielseitig veranlagte Trancheure.

Noch schwerer ist es allerdings mit der Freude. Geteilte Freude gleich halbe Freude? Oder nicht doch eher die doppelte Menge? Welcher Umrechnungskurs wohl gilt? Prominentester Streitfall: Hamburgs Berufssportler-Pärchen Nummer eins.

Ganz aktuell nämlich stehen Martin Driller, Noch-Profi des Bundesligisten FC St. Pauli, und seine derzeitige Holzwegbegleiterin, die Boxerin Regina Halmich, vor dem Problem, wie man große Freude kleinkriegt, damit alle – hier: beide – was davon haben. Konkret geht es um den gerade eben an die Fliegengewichts-Weltmeisterin verliehenen Titel „Weltboxerin des Jahres 1996“.

Der Halmich – gebürtige und praktizierende Karlsruherin, 20 Jahre jung und laut ihrem Boxstall Universum eine „hübsche Blonde (1,60 m)“ – wurde die Auszeichnung durch die WIBF zuteil. Hinter dieser nicht ganz unkomischen Abkürzung verbirgt sich die Woman International Boxing Federation. Wem diese Organisation gehört, ist noch nicht ganz klar, vielleicht Halmichs Manager Klaus-Peter Kohl.

Der Halmich – Vorbild: Mike Tyson, ledig, deutsch und gelernte Rechtsanwaltsgehilfin – können etwaige Dispute um Anteile und Besitzstände die Freude nicht trüben. Titel ist Titel, das ist so eindeutig wie ihre 18 Siege in 19 Kämpfen. Doch was ist mit Ihrem Freund Martin Driller?

Der kann folgendes bilanzieren: ein paar Bundesliga-Tore, viele Fans und demnächst ein neuer, nicht so toller Verein mit weniger Fans. Der 27jährige braucht, so scheint es, Zuspruch – dringend, viel. Ungeteilte Anteilnahme, Streicheleinheiten, aber keinesfalls Schläge, Frau Halmich, denn Prügel hat Ihr Liebster letzterdings schon genug bezogen. Aber schlußendlich können Sie natürlich selbst entscheiden, was Sie mit Ihrer Freude machen. Schließlich ist jede ihres Glückes Schmiedin.

cleg/Foto: Henning Scholz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen