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„Der Masterplan ist ein Ding fürs Klo“

■ Bündnisgrüne diskutieren „Planwerk Innenstadt“. Bezirksideen würden konterkariert

Für die hauptstädtischen Bündnisgrünen bleibt der Masterplan aus dem Hause von Stadtentwicklungssenator Strieder (SPD) zum großen Teil „ein Ding fürs Klo“ (Sabine Ritter). Das Verfahren und die Inhalte des „Planwerks Innenstadt“, so die Beurteilung der grünen „Landesarbeitsgemeinschaft Bauen“ am Wochenende auf einem Hearing, demonstriere „in autoritärem Gestus einen zentralistischen und undemokratischen Planungsansatz, der sich über die baulichen Bedürfnisse und Nutzungskonzepte der Bezirke hinwegsetzt“.

Der Masterplan mit dem Ziel der „Hauptstadtwerdung“ müsse revidiert werden. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder wurde aufgefordert, sich mit den bestehenden Plänen in den Quartieren auseinanderzusetzen und die Bevölkerung mit in die Diskussion einzubeziehen.

Da der Masterplan mit einem gesamtstädtischen Ansatz – einem sogenannten „Leitbild für ganz Berlin“ – daherkommt, besteht die Gefahr, daß kleinteilige bauliche Entwicklungen „liquidiert werden“, sagte Joachim Schmidt (Charlottenburg). Sowohl im kleinen Spreebogen als auch in Mitte, etwa auf der Fischerinsel und am Spittelmarkt, konterkariere der Rahmenplan bezirkliche Vorstellungen. „Viele Bebauungspläne und ebenso die Bereichsentwicklungsplanungen (BEP) stehen im Gegensatz zum Masterplan“, betonte Uschka Tierfelder (Mitte). „Da platzt das fatale Werk einfach rein.“ Unter diesem Druck sei es „fast unmöglich“, die bezirklichen Ideen zu diskutieren, geschweige denn zu realisieren.

Außer dem Druck auf die Bezirke hebele der Masterplan auch die vom Parlament beschlossene Flächennutzungsplanung (FNP) an vielen Stellen der Stadt aus, kritisierte Schönebergs Bürgermeisterin Elisabeth Ziemer. Grünflächen würden überbaut, Straßen quer durch Wohngebiete geschlagen und Gebäude abgerissen. Ziemer, Rita Keil und der zum Hearing geladene Architekturkritiker Wolfgang Kil bemängelten, daß sich der Plan nicht mit den Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre beschäftige, sondern diese ignoriere. Keil: „Es geht nicht, daß die Kollhoff-Hochhäuser am Alexanderplatz einfach bleiben und nebenbei lauter kleine Nikolaiviertel entstehen.“

Zwar lehnen die Bündnisgrünen den Masterplan ab, einer Auseinandersetzung mit dem Thema indessen wollen sie sich nicht entziehen. Es komme darauf an, einen „Konfliktplan“ zu erstellen, sagte die baupolitische Sprecherin der Partei, Ida Schillen. Dieser müsse sich zum „Strieder-Plan kritisch verhalten“, eigene Positionen formulieren und, so sagte der Soziologe Harald Bodenschatz, ein „Schritt zur nachhaltigen Stadtentwicklung“ sein. Rolf Lautenschläger

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