Der generalüberholte Prinz Von Ralf Sotscheck

Untertanen können ja so gemein sein. Neulich bei der Fernsehdebatte über die Zukunft der britischen Monarchie hat das Publikum dem Thronfolger ein Meer von roten Karten gezeigt, als gefragt wurde, ob Charles King werden solle. Der ewige Prinz reagierte umgehend: Er scharte seine Berater um sich und entwarf einen Fünfjahresplan. Bis zum Jahr 2002, wenn seine Mutter ihr goldenes Thronjubiläum feiert, will er sein Image aufpolieren. Ändern will er sich freilich nicht, denn er macht im Prinzip alles richtig: Seine Kampagnen für benachteiligte Jugendliche und für eine umweltfreundliche Architektur sind im Grunde populistisch. Bloß das doofe Volk kapiert nicht, daß er eigentlich einer von ihnen ist.

Die prinzliche Generalüberholung soll die Massen erleuchten, damit sie begreifen, daß er einen prima König abgeben würde. Auf dem Programm stehen zunächst ein paar kleinere Staatsbesuche in Vertretung seiner Mutter, damit er ein bißchen üben kann. Vielleicht in die Südsee nach Tonga zu Nachhilfestunden bei König Tupou IV., dem beliebten und charismatischen Monarchen? Beides Eigenschaften, mit denen Charles nicht gerade gesegnet ist.

Seinen Vater sollte er bei diesen Ausflügen jedoch zu Hause lassen, weil der jeden mühsam erkämpften Pluspunkt postwendend zunichte machen würde. Von allen Mitgliedern der Königsfamilie ist Philip der treffsicherste, wenn es um Fettnäpfchen geht. Der langnasige Zyniker hat offenbar weder den Untergang des britischen Weltreiches noch die Vercartoonisierung der Windsors mitbekommen. Auf einer Chinareise 1980 wunderte er sich über die vielen „Schlitzaugen“. Auch die Schotten wurden Opfer seines differenzierten Weltbilds. Im Hochland fragte er einen Fahrlehrer: „Wie halten Sie die Eingeborenen nur so lange vom Schnaps fern, daß sie die Fahrprüfung bestehen?“ Und auf den Caymaninseln fragte er: „Stammt ihr nicht alle von Piraten ab?“ Vor ein paar Jahren wollte er die Steuerfreiheit für Wohltätigkeitsorganisationen abschaffen lassen, weil „Armut inzwischen ein relativer Begriff“ geworden sei.

Nun – Philip ist relativ reich, dafür ist sein Hirn aber relativ klein. Im Dezember mischte er sich in die Unterhausdebatte über das Verbot von Handfeuerwaffen ein. Das Thema war auf die Tagesordnung gekommen, weil ein Verrückter im schottischen Dunblane sechzehn Schulkinder und ihre Lehrerin erschossen hatte. Der Queengemahl tönte, Schußwaffen seien keinen Deut gefährlicher als Cricketschläger und Hobbyschützen genauso harmlos wie Golfspieler. „Das sind doch vollkommen vernünftige Leute“, sagte der königliche Einfaltspinsel. „Wenn ein Cricketspieler sich dazu entschließt, eine Schule zu stürmen und ein paar Leute mit seiner Cricketkelle zu erschlagen, was ja ziemlich einfach wäre, würden Menschen dann dafür plädieren, Cricket zu verbieten?“

Er sollte seine Theorie an seinem Enkel ausprobieren. Der 14jährige William, ältester Sohn des Thronfolgers und deshalb selbst Thronfolger, erlegte im Dezember zum ersten Mal einen Hirsch, und die ganze Windsor-Bagage war stolz auf ihn. Das nächste Mal sollte man ihn mit einem Cricketschläger in den Wald schicken. Oder besser noch in den Buckingham-Palast.