■ Cash & Crash
: Die Superfrau

Berlin (taz) – Sie sieht aus wie deutsche CDU-Ministerinnen: adrettes Kostüm, Kreuz am Halskettchen, Pagenschnitt. Aber Nicola Horlick, suspendierte Fondsmangerin der Deutsche-Bank-Tochter Morgan Grenfell Asset Management, macht die männlichen Banker in Londons Finanzwelt nervös. Mit 35 Jahren war Horlick nicht nur Chefin der strategisch wichtigen Deutsche- Bank-Tochter, für die sie Fonds im Wert von 46 Milliarden Mark verwaltete. Horlick ist außerdem Mutter von fünf Kindern.

In der vergangenen Woche hatten britische Zeitungen geschrieben, daß Horlick mit einem Konkurrenten von Morgan Grenfell geheime Gespräche führe. Sie soll Kollegen überredet haben, zu ABN Amro zu wechseln. Der Finanzkonzern dementierte zwar, daß er eine Abteilung über Horlick abwerben wollte. Doch die sensiblen Banker reagierten sofort auf die Gerüchte. Sie suspendierten Horlick, die einen Tag später selbst ihre Kündigung einreichte. Schließlich habe sie ihren guten Ruf zu wahren, obwohl alle Anschuldigungen falsch seien. Im Gegenteil: Sie habe versucht, Kollegen davon abzuhalten, zu Amro zu wechseln. Horlicks Anwälte prüfen nun, wie sie ihre Reputation als Fondsmanagerin wiederherstellen kann.

Londons Banker und Finanziers sehen größeren Schaden auf die Deutschen zukommen: Die finanziellen Verluste und vor allem der Imageschaden könnten weit größer sein als das, was Peter Young der Deutschen Bank angetan hat. Young hatte Millionenbeträge über ein weitverzweigtes Netz Luxemburger Holding-Gesellschaften angelegt. Die Schäden gehen für die Deutsche Bank in die Milliarden.

Dabei hat Nicola Horlick der Deutschen Morgan Grenfell keine finanziellen Verluste beschert. Vor fünf Jahren hatte sie mit dem Chef von Morgan Grenfell Asset Management begonnen, den Grenfell-Zweig für Großbritannien aufzubauen. In der Sparte verwaltet Morgan Grenfell mittlerweile immerhin rund ein Viertel der angelegten Gelder. Innerhalb eines Jahres stieg die Oxford-Absolventin Horlick zur Direktorin der Sparte auf. Ihr Kollege Neil Dunford mußte deswegen seinen Platz räumen. Er wurde in der vergangenen Woche als Nachfolger für Nicola Horlick eingesetzt. ufo