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"Überflüssiges flüssigmachen"

■ Oxfam verwandelt alte Kleider in Bares für die Armutsbekämpfung und die Katastrophenhilfe. Ehrenamtliche Mitarbeiter eröffnen Shop in Berlin

Wie wird aus dem seit Jahren im Schrank lagernden Cocktailkleid eine Wasserleitung in Pakistan? Eine praktische Antwort verspricht die internationale Hilfsorganisation Oxfam, die zur Zeit mit Hochdruck die Eröffnung ihres Berliner Filiale vorbereitet.

Von Mitte Februar an soll in der Friedenauer Rheinstraße 22 „Überflüssiges für Entwicklungshilfe flüssiggemacht werden“, so der Oxfam-Slogan: „Ehrenamtliche MitarbeiterInnen verkaufen gespendete Kleider, Bücher und Krimskrams. Der Erlös fließt in Projekte zur Bekämpfung der Armut und in die Katastrophenhilfe“, erläutert Christel Kaestner, die für den Aufbau der Shops zuständig ist, das Oxfam-Prinzip.

Für diese Idee haben sich bis jetzt rund 40 BerlinerInnen begeistert. In „Kaestners bunter Truppe“ treffen 20jährige Studierende auf Hausfrauen und Arbeitslose auf 80jährige Rentner. Die Zahnärztin Simone Manns engagiert sich, weil sie „was Sinnvolles tun“ will. Ihn habe ein Oxfam-Projekt zur Aidsaufklärung in Südafrika zum Mitmachen bewegt, erklärt Matthias Brunk, einer der wenigen männlichen Ehrenamtlichen. Während HandwerkerInnen die 100 Quadratmeter Ladenfläche herrichten, bereiten sich die künftigen „Oxfams“ bei wöchentlichen Treffen auf Schichtdienst, Öffentlichkeitsarbeit und Auspreisen der Waren vor. „Es will gelernt sein, für ein ausrangiertes Geschirr den angemessen Preis festzulegen“, so Kaestner. Nach Köln, Bonn und Frankfurt am Main ist das Berliner das vierte Oxfam-Geschäft in Deutschland. In Europa gibt es mehr als 1.000 der etwas anderen Secondhand-Läden, die von mehr als 27.000 Ehrenamtlichen betrieben werden. Oxfam-Urzelle war 1942 eine Bürgerinitiative zur Linderung von Hunger im englischen Oxford (Oxford Committee for Famine Relief).

Mittlerweile unterstütze ihre Organisation mehr als 3.000 Selbsthilfeprojekte in 70 Ländern weltweit, berichtet Kaestner, wobei diese stets auf die Initiative Einheimischer zurückgingen. „Wir weichen bewußt von dem Ansatz vieler karitativer Einrichtungen ab, die gesammelten Altkleider nach Afrika oder Lateinamerika zu schicken und damit die traditionelle Textilindustrie vor Ort zerstören“, betont Kaestner. Kein Hemd verläßt die Stadt, so könnte das Oxfam-Motto lauten. Kaestner: „Alles, was wir nicht verkaufen, geht an Berliner Obdachlosen- Gruppen.“ Monika Hinner

Spenden können im Oxfam-Shop an den nächsten drei Samstagen von 10 bis 14 Uhr abgegeben werden. An Mitarbeit Interessierte wählen Tel. 2406-3256.

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