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Theo und der Graf

■ Wie die Steuerreform Steffis Papa rettet

Der „Mark-Graf“ muß zurück in den Knast. Tennisvater Peter Graf wurde gestern zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Das darf man ein mildes, aber insgesamt gerechtes Urteil nennen. Ob der ehemalige Gebrauchtwagenhändler, der sich Steffis Preisgeld gern in kleinen Scheinen bar auszahlen ließ, noch ein halbes Jahr mehr abbrummt oder nicht, ist unerheblich. Die Mannheimer Richter haben ein insgesamt gutes Match gespielt. Das Strafmaß ist angemessen. Und der oft unterschätzte schwäbische Finanzbeamte ist rehabilitiert. Er hat bewiesen, daß mit ihm auch dann nicht zu spaßen ist, wenn der Steuerkriminelle ein Großkopferter und Papa von Deutschlands beliebtester Sportlerin ist.

Daß die Ermittlungen gegen „unsere Steffi“ jetzt eingestellt werden und dem nächsten Wimbledon-Sieg steuermental nichts mehr im Wege steht – der gemeine Bürger wird's gerne hören. Die Rollen vom Bösewicht und seiner arglosen Tochter, die von den Machenschaften des Alten nichts wußte, sie waren schon lange verteilt. So sind denn alle zufrieden. Advantage Steuermoral?

Tatsächlich hätte Bürgers gestörte Beziehung zum Finanzamt vom Fall Graf profitieren können. Doch genau einen Tag vor der Verkündung von Mannheim hat auch die Bundesregierung ihr Urteil gesprochen. Was die Mannheimer Richter in 34 Verhandlungstagen aufgebaut haben, wurde von Waigel und King Kohl mühelos eingerissen. „Da lacht der Millionär“, titelte eine Boulevardzeitung. Und er lacht tatsächlich. Wenn man Waigels Reformwerk auf einen Satz bringt, dann heißt der: Die Mehrwertsteuer wird erhöht, die mittleren Einkommen stärker belastet, um damit Steuergeschenke für die Spitzenverdiener zu finanzieren. Advantage Steuerverdruß!

Und es gibt niemanden, der ernsthaft glaubt, daß mit dieser Reform ökologisch gelenkt oder auch nur ein Arbeitsplatz geschaffen wird. Der Effekt wird so sein: Peter Graf zahlt künftig ein paar Millionen Steuern weniger. Briefkastenfirmen, schwarze Konten und Schiebereien auf Pazifikinseln braucht es künftig nicht mehr. Theo gibt ihm die Millionen ganz von alleine. Und wenn sich der Peter Graf im Knast gut führt, bekommt er sie sogar in kleinen Scheinen. Manfred Kriener

Bericht Seite4

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