piwik no script img

Max und Models

■ Die Zeitschrift „Max“ kämpft tapfer gegen den Zeitgeist – und ums Überleben

Dekadenrecycling hin, Freizeitgesellschaft her: Die typischen 80er-Jahre Magazine Wiener und Tempo sind für immer begraben, und auch bei der Spätgeburt Max klingeln mittlerweile die Alarmglocken. Ausgestattet mit dem Geist der Achtziger, erschien das großformatige Lifestyle-Magazin 1991 das erste Mal. Mit schicken Bildern, wenig Text und viel Werbung, die wie selbstverständlich in den redaktionellen Teil integriert war, trotzte Max wider Erwarten lange Jahre sehr erfolgreich den Widrigkeiten der Neunziger.

Doch seit Gründer und Chefredakteur Andreas Wrede sich verabschiedete, ist die schöne alte Bilderwelt von Max ins Wanken geraten. Waren unter ihm schon Auflage und Anzeigenvolumen drastisch zurückgegangen, rutschte das Blatt unter seinem Nachfolger Klaus Dahm erstmals unter die magische Grenze von 200.000. Gerade mal acht Monate durfte Dahm das Magazin auf Vordermann bringen: Verleger und Herausgeber Dirk Manthey vermißte die „erstklassigen Fotostrecken“ und kritisierte „Beliebigkeit und Zufälligkeit“ der Themenauswahl. So inthronisierte Manthey einen neuen „redaktionellen Leiter“ und zauberte für das Februar-Heft noch einmal den Uralt-Hut „Mythos Models“ aus der Schachtel.

Aufwendig und hübsch anzuschauen ist das ja alles, trotzdem stellt sich die Frage, wer so was zum x-ten Mal unter die Augen gerieben bekommen muß. Denn das typische Max-Klientel scheint sich mehr für Fakten zu interessieren als für Lifestyle, und angesichts von Men's Health, Amica und Fit For Fun, in denen zielgruppenorientiert ein beinharter und sehr sauberer Spaß gepredigt wird, wirkt Max geradezu schlampig und anzüglich, wie ein Fossil aus alten Zeiten. Wenn Manthey in „populären Porträts und prominenter Erotik“ die Zukunft von Max sieht, schwant einem Böses. Immerhin: Vor einigen Wochen recherchierten zwei Max-Reporter für eine Fotostory in der taz. Gerrit Bartels

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen