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Jüdische Orgel in Hannover?

■ Synagogenorgel wäre einmalig in Deutschland

Eine authentische jüdische Synagogenorgel soll bis zum Jahr 2000 in der Stadthalle in Hannover gebaut werden. Dieses Instrument wäre einmalig in Deutschland. „Hier könnte ein Salzburg der jüdischen Musik entstehen“, sagte Andor Izsak vom Europäischen Zentrum für jüdische Musik bei der Vorstellung des Projektes am Montag in Hannover. Der Bau des Instrumentes solle bis zur Weltausstellung Expo 2000 realisiert werden, sagte Hans Georg Praschak, Direktor der Stadthalle Hannover.

Bis zur sogenannten Reichskristallnacht im Jahr 1938 gab es in Deutschland über 190 Orgeln in jüdischen Synagogen. Besonders berühmte Instrumente standen in Berlin, Mainz, Hildesheim, Leipzig und Mannheim. „Der Klang einer Synagogenorgel unterscheidet sich vom gewohnten Klang der Kirchenorgeln, er ist wärmer und mystischer, bevorzugt mehr das romantische Klangideal“, erklärte Iszak. Aus seiner Sicht bietet sich für den Neubau einer Synagogenorgel der Kuppelsaal der Stadthalle Hannover besonders gut an.

Dort stand von 1914 bis zur Zerstörung des Hauses im 2. Weltkrieg eine von der Firma Furtwängler & Hammer gebaute vier-manualige Orgel mit 121 Registern, die die zweitgrößte ihrer Art in Deutschland war. Christian Eickhoff, Enkel des Orgelbauers Emil Hammer, bewahrt die alten Pläne des zerstörten Instrumentes noch in seiner Schublade auf. „Es geht aber nicht darum, das alte Instrument zu rekonstruieren, wir wollen etwas Neues schaffen“, erklärte Eickhoff.

Für die Finanzierung des Projektes hoffen die Organisatoren auf private Sponsoren und Geldgeber. Die Kosten für den Neubau der Synagogenorgel bezifferte Hans Georg Praschak auf bis zu drei Millionen Mark, abhängig von Größe und Disposition des Instrumentes.

dpa

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