: „In Finnland haben wir Brote bekommen“
■ Hat die Grüne Woche etwa doch einen Sinn gehabt? Der Verein „Berliner Tafel“ durfte abräumen – allerdings nur das Übliche. Leckereien gab's für Bedürftige nicht
taz: Frau Fischer-Geißler, Ihre „Berliner Tafel“ muß vergangene Woche ja reichlich gedeckt gewesen sein.
Fischer-Geißler: Es lief durchaus gut an. Während der „Fruit Logistica“ haben wir 5 Tonnen Obst und Gemüse abholen können. Das war ganz prima. Von der Grünen Woche selbst hatte ich mir mehr versprochen, z.B., daß wir auch mal Gewürze, Schinken oder Käse bekommen. Aber die Aussteller haben alles wieder mitgenommen.
Es blieben keine exotischen Schlemmereien für die Bedürftigen übrig?
Nee, nee. Von den 20 Tonnen, die wir am Ende zusammenhatten, waren das meiste Kartoffeln, Äpfel und Backwaren.
Nicht mal ein Häppchen Haifischfleisch war dabei?
Einmal hatten wir den berühmten Hummerschwanz, einmal zwei kleine Schalen Haifischfleisch, in Finnland haben wir mal Brote bekommen. Und zwischendurch gab es eine größere Saftspende, das war natürlich wunderbar. Aber das große Aha-Erlebnis, das gab es nicht. Wir hatten zum Beispiel keine riesige Kiste Schokolade.
Keine belgischen Pralinen?
Nichts dergleichen. Einmal sollten wir von Dänemark ganz viel Marmelade bekommen. Toll, habe ich gedacht. Aber als wir hinkamen, war die auf einmal weg. Ich muß jedoch ehrlich sagen, uns ging es nicht vorrangig um diese exotischen Sachen. Unser Anliegen war, daß keine Lebensmittel weggeworfen werden, daß die Sachen, die übrigbleiben, den Bedürftigen, den Obdachlosen, den Frauenhäusern und den Wärmestuben zugute kommen.
Aber nicht alles, was am Abend übrigblieb, wurde an die „Berliner Tafel“ abgegeben?
Viele Aussteller haben gesagt, sie hätten Kühlschränke und Kühlwagen, da könnten sie die Sachen lagern. Klar, wir hätten uns gefreut, wenn noch ein bißchen mehr zusammengekommen wäre. Aber man kann ja auch nicht verlangen, daß alle Aussteller ihre Sachen verteilen.
Wie haben denn die Aussteller und die Besucher reagiert, als Sie mit Ihren Wägelchen am Abend durch die Hallen fuhren?
Von den Ausstellern haben wir eine überwiegend positive Resonanz bekommen. Von den Besuchern mußten wir uns am Sonntag einige abfällige Bemerkungen anhören, so nach dem Motto: „Ach, da stehen die ja“. Darauf darf man einfach nicht reagieren.
Frau Fischer-Geißler, Sie waren nun jeden Tag auf der Grünen Woche. Sind Sie jetzt gesättigt?
Ich habe in diesen Tagen vier Kilo abgenommen. Ich kann kein Essen mehr sehen. Interview: Jens Rübsam
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