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Reemtsma läßt Scherf im Regen stehen

■ Ausstellungsmacher sagen „Fachtagung“ zur Wehrmacht ab

Die „Fachtagung“, die vom Rathaus zur Wehrmachtsausstellung geplant wird, gerät zur Farce. Gestern haben Jan Philipp Reemtsma und seine Mitarbeiter vom Hamburger „Institut für Sozialforschung“ ihre Teilnahme abgesagt. Grund: zwei unterschiedliche Typen von Einladungsschreiben. Er wolle eine „Entscheidungshilfe bekommen, die es Bernd Neumann und mir erlauben soll, einen für beide Seiten tragbaren Kompromiß zu finden“, hatte Scherf an ausgewählte TagungsteilnehmerInnen geschrieben (s. taz v. 29.1.). Daß es um das Schicksal der Ausstellung in Bremen gehen soll, das war nun neu für die Hamburger Ausstellungsmacher. Das Institut „wird sich nicht an der politischen Entscheidung über den Ausstellungsort beteiligen, zumal dieser bereits vertraglich festgelegt ist“, schrieb Reemtsma gestern verharzt an Scherf zurück. „Wir werden den Vertrag selbstverständlich einhalten und gehen davon aus, daß Sie dies auch tun werden.“

Nur wenige TagungsteilnehmerInnen hatten von der scherfschen Konsenssuche per Bürgermeisterbrief erfahren. „All diejenigen, zu denen Scherf eine persönliche Beziehung hat“, erklärte gestern Senatssprecher Klaus Sondergeld. „Marieluise Beck, Volker Kröning und Hans Koschnick.“ In allen anderen Einladungen hatte gestanden, daß mit der Tagung „die Ausstellung in den historischen Zusammenhang eingebettet werden soll, damit den Besuchern ein differenziertes Urteil möglich wird.“

Gestern, noch vor Reemtsmas Absage, hatte der Senatssprecher das ganze politische Dilemma um die Tagung auf den Punkt gebracht: „Konsensfindung heißt aus Sicht des Rathauses, daß es Begleitmaßnahmen zur Ausstellung gibt, die es der CDU ermöglichen, die Ausstellung im Rathaus zu akzeptieren. Aus Sicht der CDU heißt das natürlich etwas anderes.“ Nämlich die Ausstellung zu verhindern.

Gestern nachmittag sah die Welt dann noch düsterer aus. „Wenn es bei der Absage bleibt, dann wird es nicht einfacher, beim bestehenden politischen Hickhack die Ausstellung im Rathaus zu halten – was wir wollen“, so Sondergeld. Er werde versuchen, Reemtsma umzustimmen. „Schließlich war es in Bremen bekannt, welche Funktion die Tagung haben soll.“

Ob das klappt, ist eher fraglich. „Das ist uns alles nicht bekanntgemacht worden“, sagte gestern Ausstellungsmacher Hannes Heer zur taz. „Wir leben nicht in Bremen, und wir sind Wissenschaftler, keine Politiker. Zu wissenschaftlichen Auseinandersetzungen sind wir gerne bereit, aber nicht zu politischen Hearings.“ Und schließlich gebe es da noch einen gültigen Vertrag. „Da steht, daß die Ausstellung in die Untere Rathaushalle kommt. Punkt.“ J.G.

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